An den Landkreis Schaumburg
Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier
Jahnstr. 20
31655 Stadthagen
Kopie an: Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian
Wulff, Niedersächsische Staatskanzlei, Niedersächsischen Umweltminister Hans Heinrich Sander, Niedersächsische Landwirtschaftsministerium, Gewerbeaufsichtsamt Hannover, Stadt Rinteln
Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz,
Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, Erlebniswelt Naturstein Beteiligungs- & Verwaltungsgesellschaft mbH, Werhahn KG, Basalt-Aktien Gesellschaft, Norddeutsche Naturstein GmbH, Deutag GmbH & Co. K
Bezug:
- Der Bergrutsch des Messingsbergs im Wesergebirge
- Eingabe zu weiteren Abbau- bzw. Sanierungsanträgen der NNG
- Eingabe zu den damit verbundenen Anträgen auf Löschung von Landschaftsschutzgebieten
Sehr geehrter Herr Landrat Schöttelndreier, sehr geehrte Damen und Herren in der Politik und den Behörden, sehr
geehrte Damen und Herren in den Geschäftsleitungen der beteiligten Gesellschaften und Firmen, sehr geehrte Durchlaucht Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe
Die Aktionsgemeinschaft Weserbergland bittet darum, einen möglichen Kammabtrag des Messingsbergs im Steinbruch
Steinbergen abzulehnen.
Der nicht mehr sichere Bereich des Messingsbergs Nord- und Südseite soll abgesperrt bleiben, bis sich der Berg von
selbst beruhigt hat und damit wieder als sicher gelten kann, ohne dass weitere Eingriffe durch Menschenhand und Technik vorgenommen werden, auch wenn dieses Jahrzehnte dauern mag. Anm. Auch eine
Sanierung durch Kammabtrag würde diesen Zeitraum in Anspruch nehmen.
Als Ausgleich für die nicht mehr mögliche Nutzung für Erholungssuchende in diesem Bereich Messingsberg im
Wesergebirge, halten wir folgende kurzfristige Ausgleichsmaßnahmen für notwendig und erforderlich.
- 1. Die Wiedernutzbarmachung des Steinbruchs in der Westendorfer Egge (dieser Betrieb ist laut NNG dauerhaft
stillgelegt). Der damit verbundene Abbau der noch dort stehenden Gebäude, Zäune usw. sollte der NNG zur Auflage gemacht werden. Ansonsten halten wir es nicht für nötig dort Anpflanzungen usw. vorzunehmen, die Natur darf sich den Steinbruch zurückerobern.
Entwickelt werden darf allerdings eine Zuwegung bzw. Entwicklung von kleineren Wanderwegen, von den Ortschafen Bernser Landwehr, Bernsen, Steinbergen, Buchholz und damit auch Bad Eilsen
und den Wanderwegen auf der Südseite des Wesergebirges. Wir könnten uns des Weiteren einen Sitzplatz mit Bänken im Steinbruch vorstellen mit einem großen Hinweisschild auf dem auf die
besondere Tier- und Pflanzenwelt im Wesergebirge aufmerksam gemacht wird. Dieser Weg sollte nicht gerade, sondern natürlich in den Steinbruch hinein angelegt werden, allerdings bitte
keinen Schotterweg wie bei den neu angelegten Wegen auf der Südseite in der Westendorfer Egge, sondern ein mit einer Rüttelplatte verdichteter Weg, wenn nötig.
- 2. Die Wiedernutzbarmachung bzw. Öffnung des Steinbruchs Rohden mit Zuwegung auch an dem dortigen Mischwerk vorbei.
Dort könnte sich mittelfristig eine Art Zentrum zur Vorstellung der Forst und Waldbewirtschaftung, sowie ein
Wanderparkplatz für das Wanderwegenetz im Wesergebirge und Süntel entwickeln mit Hinweisen auf Nordic Walking Strecken und anderen Nutzungen für Erholungssuchende. Am Liebsten wäre
uns eine Versetzung des Mischwerkes/Betriebes an einen anderen Standort. Begründung: Die Lagerstätte im Steinbruch Rohden ist ausgebeutet, die dort erreichte Größe wird nicht zu
einem Abrutschen des Kammes führen.
Von der Politik erwarten wir, dass diese Wünsche der Bevölkerung beachtet, respektiert und auch durchgesetzt
werden.
Von den Aufsichtsbeamten in den Behörden erwarten wir, dass sie jetzt und auch in Zukunft ein
kontrollierenderes Auge auf die Firmen, deren Abbautechniken und auf die Abbaugröße von Lagerstätten insgesamt haben, damit solche Dinge, wie am Messingsberg geschehen in Zukunft nicht mehr
eintreten. Dazu gehört auch, dass Abbauanträge abgelehnt werden, wenn solche Vorkommnisse aufgrund tektonischer Gegebenheiten und der der Größe zu erwarten sind. (Angemerkt werden darf, dass
nicht nur wir bereits vor Jahren darauf hingewiesen haben, dass bei Erweiterungen des Steinbruchs eine Folge der Kammabrutsch sein wird.)
Es muss möglich sein, insbesondere aus Sicherheitsgründen, einen weiteren Abbau zu untersagen und wir erwarten,
dass dieses auch angewiesen wird.
Von den beteiligten Firmen und Gesellschaften erwarten wir, dass sie sich ihrer Verantwortung auch gegenüber
einer Region bewusst sind, Konsequenzen aus ihrem Selbstverständnis und Selbstverpflichtungen ziehen und geologische Gegebenheiten, wie die im Wesergebirge beachten- nicht nur aufgrund der
Vorkommen von Gesteine, sondern auch aufgrund der tektonischen Gegebenheiten.
Die jeweiligen Dachunternehmen wie die Werhahn KG bitten wir, ihre Unternehmen, im Besonderen ihre 100 %
Töchter die Basalt AG, die Deutag und die NNG auf dieses Selbstverständnis hinzuweisen und diese auch anzuweisen, in diesem Sinne zu handeln. Dieses im Interesse eines Miteinanders aller
Beteiligten in der Region Weserbergland und vor Ort.
- Zitat Unternehmensprofil Werhahn KG: Die Wilh. Werhahn KG steht seit Generationen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Natur. Der Schutz natürlicher Ressourcen sowie die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen zum Nutzen von Umwelt, Mitarbeitern und Kunden haben für das Unternehmen einen hohen Stellenwert.
- Zitat Unternehmensprofil Basalt-Actien AG: Umweltbewusstsein und die Gewinnung natürlicher Rohstoffe – bei der Basalt AG kein Widerspruch.
Im Besonderen möchten wir, die AGW, hier auf den erlittenen Imageverlust der Gesteinsabbauenden Industrie
hinweisen, der durch mangelnde Kooperation und Gesprächsbereitschaft mit allen Trägern für öffentliche Belange und der Bevölkerung insbesondere im Weserbergland zustande gekommen ist.
Von der Norddeutschen Naturstein GmbH
im Besonderen erwarten wir, wie eingangs teilweise genannt, dass die Firma
- ihre bereits erteilte Genehmigung im westlichen Bereich des Messingsbergs zurückgibt – Begründung: hier kann nicht
weiter ausgebeutet werden, da der Kamm weiter abrutschen wird und damit kein ausreichendes Widerlager mehr vorhanden ist,
- auf weitere Abbauanträge im Steinbruch zu verzichten bzw. diese nicht mehr zu stellen, auch nicht auf den von den
Vorgängerfirmen bereits rekultivierten Werkstattfelsen zur Autobahn hin. Begründung: dieser ist ein unverzichtbarer Sichtschutz und damit unverzichtbar für das Landschaftsbild. Ebenso
ist dadurch die Gefahr, dass bei Sprengungen Brocken auf die A2 fliegen gebannt. (in diesem Zusammenhang sei die Sprengung vom 06.05.2004 genannt, sie wissen schon),
- den Steinbruch in der Westendorfer Egge kurzfristig wie eingangs beschrieben zu räumen.
Die Deutag GmbH & Co. KG
bitten wir, über eine Verlegung ihres Mischwerkes in Rohden nachzudenken, wenigstens mittelfristig nicht auszuschließen. Das Areal des Steinbruchs allerdings für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Wir appellieren in diesem Zusammenhang an die Verantwortung einer Region gegenüber, die durch Landschaftsverlust durch Gesteins- und Kiesabbau in ihrer touristischen Entwicklung sehr eingeschränkt worden ist und wird.
Von der Erlebniswelt Steinzeichen Steinbergen erwarten wir, dass unser Wunsch, den Kamm des Messingsbergs
nicht abzubauen, unterstützt wird. Wir bitten die Geschäftsleitung der Firma Erlebniswelt Naturstein Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, unseren Einsatz
hinsichtlich des Schutzes der Natur-, Landschafts- und Erholungsräume der bewaldeten Bergregion im Naturpark Weserbergland Schaumburg Hameln zu unterstützen. Dieses im Besonderen vor dem
Hintergrund, dass mit diesem Erlebnispark nur eine mögliche Nachnutzung eines aufgelassenen Steinbruchs gezeigt wird, diese aber nicht die einzige Form sein kann und muss -
damit alle davon profitieren können. Gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit in der Wirtschaft könnte vielleicht durch ein solches Auftreten und einen solchen Einsatz, die Akzeptanz dieses Parks auch innerhalb der Bevölkerung erreicht werden. An Glaubwürdigkeit würde dadurch nicht nur die Firma, sondern auch ein ganzer Industriezweig gewinnen.
Durchlaucht Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe als Grundstückseigentümer des größten Teils des Messingsbergs
erbitten wir, die Bevölkerung vor Ort, rund um den Stammsitz Bückeburg derer zu Schaumburg-Lippe, ebenfalls in ihrem Bemühen zu unterstützen, den Kamm zu erhalten, auch wenn er
möglicherweise für Jahrzehnte unzugänglich bleibt.
Anbei eine Darstellung des Messingsbergs im Wesergebirge.
- Eine Dokumentation, die wir zusammengestellt haben zur Bekräftigung unserer Wünsche
- und Vorstellungen, was nun mit dem Messingsberg geschehen soll für ihre Unterlagen
- sowie eine CD mit diesem Schreiben und der beigefügten Dokumentation für Ausdrucke zur Weitergabe an die Stadtrats-
und Kreistagsmitglieder, sowie die Parteien im Nieders. Landtag und für die betroffenen Ministerien und Landesbehörden Niedersachsens, sowie für die einzelnen Firmen.
Mit freundlichen Grüßen
(Elke Reineking)
Anlage