Schaumburger Zeitung am 27.September 2005

Kommentar

NNG lässt Fragen offen

             Von Frank Werner

Der Kampf gegen die Zerstörung der Weserberge - in Steinbergen ist er verloren. Der Messingsberg wird abrutschen, mit oder ohne Hilfe der Sprengmeister. Kompromissloser Abbau hat die Steine ins Rollen gebracht, keine noch so kämpferischen Ratsbeschlüsse können sie aufhalten. Was tun?

Für die Steinbruch-Betreiber ist dies nur noch eine technische Frage. Dass der Berg einen Kamm kürzer gemacht wird, gilt als ausgemacht. Dabei sind Alternativen zum radikalen Abbau - etwa die  “Null-Variante”, die alles weitere der Natur überlässt - bis jetzt nicht ernsthaft diskutiert worden. Die Politik sollte damit schnellstens beginnen, statt vor Gefahrenszenarien vorschnell in die Knie zu gehen.Die NNG lässt mit ihrem Sanierungskonzept viele Fragen offen. Erst 2006 will das Unternehmen Aussagen zum westlichen Bereich des Berges treffen. Das klinkt nach altbewährter Salami-Taktik: Schwierige Genehmigungen werden scheibchenweise erkämpft. So bitte nicht! Bevor im östlichen Bereich Fakten geschaffen werden, muss ein Gesamtkonzept auf den Tisch. Früher oder später dürfte der Abtrag auf ganzer Länge zur Debatte stehen. Dies zu verkennen bedeutet, eine weitere kurzsichtige Entscheidung zum Messingsberg zu treffen.

Klar müsste bei einer Sanierung auch sein: Der Erhalt des Berges hat Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen.Dürften sich die Steinbruch-Betreiber durch die Sanierung selbst sanieren, könnte das Modell des Abbaus mit amschließender Bergbeseitigung Schule machen. Naturzerstörung darf sich nicht lohnen. Die NNG muss transparent machen, dass ihre Planung tatsächlich der Devise folgt: So viel Sicherung wie nötig und so viel Berg wie möglich.

Das Lippenbekenntnis, die Verwertung von einer Million Tonnen Gestein sei nicht profitabel, mag glauben wer will. Landkreis und Gewerbeaufsicht dürfen der NNG und ihren Gutachtern keinen Freibrief ausstellen, sie müssen selbst prüfen, ob vom Berg nicht mehr zu retten ist. Kritische Kontrolle ist gefragt - die Tragweite der Entscheidung verdient sie.

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