Schaumburger Zeitung 17.November 2003

 

    Zur neuen “Landeskunde” der “Schaumburger Landschaft

    Buntes Schaumburg auf 256 Seiten

    Neue “Landeskunde” der “Schaumburger Landschaft” mit viel Licht und wenig Schatten

    Von Ulrich Reineking

    Landkreis. Zu ihrem zehnjährigen Bestehen wollte die “Schaumburger Landschaft” sich “mal richtig was gönnen” und hat mit der Verwirklichung dieses Vorhabens auch vielen Schaumburgern ein insgesamt treffliches Geschenk gemacht.

    In ausgesprochen opulenter Ausstattung hat die Landschaft im Braunschweiger Westermann-Verlag unter dem Titel “Schaumburger Land” eine “Kleine Landeskunde” herausgegeben, die durchaus beanspruchen kann, die Nachfolge der legendären “Heimatkunde” von Wilhelm Wiegmann als “Hausbuch für Schule und Haus” anzutreten und explizit für die Verwendung im Sachkunde- Unterricht der siebten Klassen vorgesehen ist.

    Auf 256 illustren Seiten in einem überwiegend sehr klaren und modernen Layout finden sich neben Beiträgen zu Geographie auch Beiträge zu Landschaftsgeschichte und Naturschutz. Auch die politische, soziale und kulturelle Entwicklung des Lebensraums Schaumburg wird von den Autorinnen und Autoren unter vielfältigen Aspekten beleuchte, wie schondie Kapitelüberschriften ausweisen:” Wer ist ein Schaumburger?” wird da etwa nachgefragt und mit Verweisen auf historische und moderne Migrationsbewegungen erläutert. Auch Religionsentwicklung und Schulgeschichte werden trotz ihrer Komplexität gut verständlich dargestellt, ebenso spezielle Teilbereiche wie etwa das Jüdische Leben in Schaumburg oder gar die Lebensgeschichte des Bückeburger Pastors Wilhelm Mensching als Beispiel für Geschichtsforschung im Unterricht.

    Titel wie “Fürst Ernst als Mäzen”, “Das Land der roten Röcke”, “Zeitungen im Schaumburger Land” oder “Schaumbörjer Platt” machen den inhaltlichen Vertiefunsggrad der Darstellungen deutlich.“Wie die Schaumburger ihre Brötchen verdienen” erfahren wir im Themenbereich “Arbeit und Wirtschaft” ebenso wie den historischen Weg vom Tagelöhner zum Fabrikarbeiter, und natürlich fehlt es nicht an Darstellungen zu wirtschaftlicher, politischer und sozialer Bedeutung der Bergbaugeschichte.

    Der für die Gesamtkonzeption verantwortliche Redakteur Manfred Würffel konnte bei der Mitarbeiterauswahl durchweg auf ausgewiesene Autoren zurückgreifen und hatte mit dem Gestaltungsteam “Formfürsorge” aus Hannover auch für die grafische Umsetzung einen Partner zur Verfügung, der die anspruchsvolle Aufgabe sehr gut löste, sieht man einmal von typografischen Mätzchen in einigen wenigen Randspalten ab, die im Verlangen nach ästhetischen Überraschungsmomenten die Lesbarkeit beeinträchtigen.

    Dank potenter Sponsoren wie Klosterkammer, Landkreis, Bundesanstalt für Arbeit und der VGH-Stiftung stand dafür allerdings auch ein hoher sechsstelliger Euro-Betrag zur Verfügung, wie er heute sonst kaum noch für derartige Projekte eingesetzt werden kann. Immerhin war es dadurch auch möglich, das Werk samt einer interaktiv zu nutzenden CD-Rom für den Gegenwert von zwei Kinokarten samt Popcorn in den Buchhandel zu bringen, und da der Landkreis sich überdies selber in die Pflicht genommen hat, das Buch nach und nach kostenlos allen Schaumburger Schülern zur Verfügung zu stellen, muss einem um die wünschenswerte Verbreitung wohl nicht bange sein.

    Kritisch anzumerken bleibt allerdings, dass sich die Autoren im verständlichen Bemühen um Ausgeglichenheit mitunter sehr zurückhalten in der Wertung von Bedrohungen und Gefahren, denen sich unsere Heimat etwa in ihrem Landschaftsbild ausgesetzt sieht.

    In der Qualifizierung des Raubbaus der Steinbruchbetreiber und Kieswerke und den damit verbundenen einschneidenden Störungen fehlen nahezu gänzlich Hinweise auf den Widerstand weiter Kreise der Bevölkerung gegen diese profitdiktierten Unternehmen,   und es darf wohl als affirmative Verharmlosung gesehen werden, dass der Zerstörung von Flora uns Fauna die “neuen Lebensräume” wie Flach- und Tiefwasserzonen, Steilhänge und sandige Ufer entgegen gehalten werden - als Chamnce für die Vielfalt der Lebensformen”.

    Und die Darstellung der Schaffung des Landes Niedersachsen und der “endgültigen Wiedervereinigung” von Schaumburg-Lippe mit der ehemaligen Grafschaft Schaumburg darf getrost als Geschichtsklitterung betrachtet werden und lässt den Verordnungscharakter dieser Zusammenführung völlig ausser Acht. Schaumburger Zeitung. 17.11.2003

 

 

Schaumburger Zeitung, Schaumburg-Lippische Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten

 

 

    ”Mahnmal gegen Rohstoff-Abbau"

    Umweltausschuss des Kreises diskutiert Zukunft des Messingsberges

    Rinteln (crs). Ausführlich hat sich der Kreis-Umweltausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag mit der Zukunft des Messingsberges befasst - zunächst ohne ein Votum abzugeben. Ein Einstieg in die Meinungsbildung sollte die Sitzung sein, eine klare Tendenz war zu erkennen: Der von der Norddeutschen Naturstein GmbH (NNG) vorgeschlagenen Sanierung mit Kammabtrag stehen die Kommunalpolitiker zumindest skeptisch gegenüber.

    NNG-Geschäftsführer Dr. Siegfried Klingebiel, Bereichsleiter Thomas Wolff und Landschaftsplaner Georg von Luckwald stellten dem Ausschuss das Sicherungskonzept vor, das ein Abtragen des Kamms um bis zu 15 Meter vorsieht (wir berichteten). Als "absolutes Horrorszenario" wertete Klingebiel die zweite Option, den zerstörten Messingsberg sich selber zu überlassen: "Wir haben wenig Interesse daran, ein Mahnmal wider den Abbau von Rohstoffen zu schaffen."

    Ein "latentes Misstrauen gegen die Aussagen der Fachleute" hat der Rintelner Günther Maack (CDU) in der Bevölkerung festgestellt - "und bei allem Respekt: Dem schließe ich mich an." Einem weiteren Abbau stehe er daher "sehr skeptisch" gegenüber: "Dadurch würde sich das gesamte Erscheinungsbild des Wesertals ändern." Die vom Naturschutzbund favorisierte Null-Lösung habe hingegen sehr viel für sich.

    Egbert Schulz, Naturschutzbeauftragter des Landkreises, plädierte ebenfalls für die Null-Lösung und verwies auf das Positiv-Beispiel im Steinbruch Liekwegen: Dort sei durch den Verzicht auf Rekultivierung ein "ganz hervorragendes Blockhalden-Biotop" vor allem für kleine Tierarten entstanden: "Diese Chance sollten wir auch am Messingsberg nutzen."

    Anfang 2006 soll der Nabu dem Ausschuss seine Sichtweise einer Null-Lösung darstellen. Schaumburger Zeitung 10.12.2005

Schaumburger Zeitung, Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten

 

 

Was im Westen passiert, wissen auch Gutachter nicht

Geteiltes Echo auf Sanierungspläne für den Messingsberg

Rinteln (wm). Die ersten Reaktionen heimischer Kommunalpolitiker auf den Sanierungsvorschlag der Norddeutschen Naturstein GmbH (NNG) für den Messingsberg in Steinbergen lassen sich mit einem Satz zu umschreiben: Das Sanierungskonzept wirft mehr Fragen auf als es Antworten gibt. Angezweifelt wird auch die Aussage des Gutachters, es gebe zu einer Tieferlegung des Berges um weitere 15 Meter (wir berichteten) so recht keine Alternative.


Blick vom Westen auf den Steinbruch mit dem Jahrtausendblick.

Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz will deshalb die NNG veranlassen, ihre Sanierungspläne im Detail in einer Bürgerversammlung vorzustellen. Buchholz wünscht sich zu einer so wichtigen Frage, ob der Berg weiter abgetragen werden soll oder nicht, eine öffentliche Diskussion.

SPD-Fraktionssprecher Klaus Wißmann und CDU-Chef Thorsten Frühmark wollen ebenfalls erst die Vorschläge der NNG prüfen. Wißmann schlug sogar vor, der Rat solle sich die Situation am besten zusammen mit den Experten vor Ort anschauen.

Lediglich WGS-Fraktionsvorsitzender Heinrich Sasse fand gewohnt deutliche Worte: Der Vorschlag der Steinbruchbetreiber, den Berg weiter abzutragen, sei schlicht "eine Frechheit."

Noch im Januar dieses Jahren hatten sich Klaus Wißmann, Heiner Bartling wie auch Thorsten Frühmark eindeutiger gegen einen weiteren Abtrag des Berges festgelegt, der Rat dann auf Grund eines WGS-Antrages im Juli dieses Jahres einen Abbaustopp am Messingsberg gefordert.

Ursula Helmhold, Ratsfrau und grüne Landtagsabgeordnete, sieht die Situation differenzierter. Nachweisen müsse die NNG zunächst, dass sie aus der Verwertung von rund 300 000 Kubikmetern Kalkstein nicht doch einen Profit zieht. Wenn ja, müsse der Gewinn auf alle Fälle abgeführt werden. Da der Berg so oder so abrutschen werde, stelle sich allerdings die Frage, ob ein kategorisches "Nein" zu einem Abtrag tatsächlich sinnvoll sei, vor allem vor dem Hintergrund, dass letzlich das Gewerbeaufsichtsamt wie der Landkreis entscheide.

Wichtig sei ihr, betonte Ursula Helmhold, dass am Ende zumindest ein "naturschutzfachlicher Vorteil" erzielt werden könne. Zweifel habe sie allerdings auch, ob die Gutachter wirklich abschätzen könnten, was im westlichen Teil des Steinbruches passiert. Mit Gutachteraussagen zur Standfestigkeit habe man ja inzwischen einschlägige Erfahrungen.

Auch die Aktionsgemeinschaft Weserbergland will sich erst im Detail mit den Vorschlägen der NNG beschäftigen, berichtete Elke Reineking, Sprecherin der Bürgerinitiative, ehe man eine Stellungnahme dazu abgebe. Aber schon auf den ersten Blick falle auf, dass ein Gesamtkonzept für den Berg fehle, der Sanierungsplan sich lediglich mit dem Rutschbereich befasse, der Gutachter wesentliche Aspekte nicht berücksichtigt habe. Zur Standfestigkeit des westlichen wie des östlichen Kammbereichs des Steinbruches hätten die Gutachter selber eingeräumt, dass zurzeit gesicherte Grundlagen fehlten. Die seien auch nicht vor Mitte 2006 zu erwarten. Die Aktionsgemeinschaft gehe außerdem davon aus, dass Sprengungen jeder Art Auswirkungen auf das Gesamtgefüge haben werden.

Damit dränge sich der Eindruck auf, die NNG als Steinbruchbetreiber hätte mit dem Pressetermin einfach vermitteln wollen "wir sind dran an dem Problem und tun was", wüssten aber im Grunde selber noch nicht, wie man das schwierige Problem lösen und die Lösung dann auch technisch umsetzen könne. Schaumburger Zeitung, 27.09.2005

Schaumburger Zeitung, Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten

 

 

"Wäre ich Kurgast - ich würde röhren vor Wut"

Dr. Fritz-Richard Bartels moniert Zustand der Wanderwege / Manch eine Strecke endet im Nirwana

Eilsen (tw). "Wäre ich Kurgast in Eilsen - ich würde röhren vor Wut": Das sagt Dr. Fritz-Richard Bartels. Der frühere Steuerbeamte ärgert sich massiv über den Zustand der Wanderwege in der Samtgemeinde; und das nicht erst seit gestern. "Ein Vergleich des Ist zustandes mit dem Erscheinungsbild in den 80er-Jahren spricht Bände", weiß Bartels. Er fordert die "Wiederherstellung eines angemessenen Wanderwegenetzes".


Karl Bachler Weg: Dies ist noch eines der besser erhaltenen Schilder.

Tatsächlich dürfte es kaum einen Einheimischen geben, der - was das Wandern angeht - aktiver gewesen ist als der 75-Jährige, der sich vor 30 Jahren in Heeßen niedergelassen hat.

Wegen seiner Sachkenntnis hat ihn die Samtgemeinde gebeten, seine Erfahrungen mit dem Wegenetz zu Papier zu bringen; Bartels' Kritik soll in den Masterplan einfließen und dazu beitragen, dass Bad Eilsen im Konzert der Kurorte konkurrenzfähiger wird.

Der Heeßer: "Nachdem Traditionelles wie ,Schlammpackungen' und ,Trinkkuren' kaum noch gefragt sind, sollte Bad Eilsen in Sachen Wandern etwas tun." Zumal die abwechslungsreiche und reizvolle Landschaft - an sich - ideale Voraussetzungen für diese Freizeitbeschäftigung biete. "An sich" wohlgemerkt, dennwas den Zustand der Pfade betrifft, ist "derzeit allein der Kammweg noch ein richtiger Wanderweg".

Bartels wünscht sich daher, dass sich der Landkreis Schaumburg, aber auch die kreisangehörigen Gemeinden stärker für den Erhalt der Naturlandschaft einsetzen: "Ihr Bestand ist durch die Aktivitäten der gesteinsabbauenden Industrie und durch eine immer rücksichtslosere forstwirtschaftliche Nutzung ernsthaft gefährdet."

Noch in den 80er-Jahren habe es im Landkreis Schaumburg ein Netz gut bezeichneter und kartierter Wanderwege gegeben; dazu hätten vor allem auch Rundwanderwege gezählt. "Wer sich heute die Mühe macht, sie mithilfe von Karten aus dieser Zeit abzuwandern, findet sie nicht mehr", weiß der Heeßer aus zigfacher eigener leidiger Erfahrung. Die Wege seien verwachsen und zum Teil auch "mutwillig durch Abfallholz versperrt". Von den einstigen Sitzgruppen oder gar Grillplätzen entlang dieser Wege fänden sich meist nur noch modrige Reste.

Um gleichwohl voranzukommen, seien die Wanderer im wesentlichen auf Forststraßen angewiesen, die allerdings alles andere als angenehm zu begehen seien. "Nach Holzeinschlag befinden sie sich oft monatelang in einem verheerenden Zustand", kritisiert Bartels - und mutmaßt: "Offenbar will man Wanderer auf lauschigen Pfaden im Wald nicht mehr haben." Ein Beispiel für einen nach Holzeinschlag nicht geräumten Pfad habe der Harrl-Südweg geboten, der monatelang so gut wie nicht mehr begehbar gewesen sei. Das gleiche habe noch bis vor kurzem für die Wanderwege oberhalb von Heeßen und Luhden in Richtung Klippenturm gegolten

Das Wiederherstellen des Wanderwegenetzes sei aber das Gebot der Stunde. Die immer wieder gehörte "Ausrede", das sei gegen den Willen der Waldbesitzer nicht möglich, lässt der frühere Steuerbeamte nicht gelten.

"Unsere politischen Repräsentanten haben die Aufgabe, die dafür nötigen Kontakte zu knüpfen und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen."

Darüber hinaus hält Bartels es aber auch für wünschenswert, dass im Landkreis wie in der Samtgemeinde neue Wanderstrecken angelegt werden. Einige böten sich regelrecht an: "Warum", fragt der Naturfreund, "ist nicht schon längst ein Aue-Wanderweg von der Schlingmühle an aufwärts bis Langenfeld projektiert worden?"

Was im Speziellen Bad Eilsen betrifft, müsse der Badeort seinen (Kur-)Gästen ein Netz von Rundwanderwegen unterschiedlicher Länge anbieten, das sich auch ohne Auto nutzen lässt. Bartels: "Für den Landkreis kann in dieser Hinsicht - von geringfügigen Ausnahmen abgesehen - nur Fehlanzeige gemeldet werden, insbesondere auch für Bad Eilsen." Dabei gebe es vorbildliches Anschauungsmaterial direkt in der Nachbarschaft. Denn wie man solche Wege anlegen kann, sei zum Beispiel in Kleinenbremen zu beobachten ...

Im übrigen müssten Wanderwege so bezeichnet werden, dass sich auch Menschen, die nicht ortskundig sind, darauf zurechtfinden. Eben das sei in Eilsen längst nicht immer der Fall. "Wer den vereinzelt aufgestellten Wegetafeln folgt, landet nicht selten im Nirwana." Last, but not least müsse sich auchjemand dafür zuständig fühlen, dass die einmal angelegten Wege in einem begehbaren Zustand gehalten werden. Schaumburger Zeitung, 20.09.2008..

 

Schaumburger Zeitung,  Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten 26.09.08

 

 

Verzichtet Land bei Kiesabbau auf Millionen?

Fall Reese: Anfrage der Grünen an die Landesregierung / Kritik an fehlender Ausschreibung

Rinteln/Hannover (wer). Gehört neben Umweltschützern auch der Steuerzahler zu den Verlierern des Kiesabbaus in den Kameshügeln bei Krankenhagen? In einer Anfrage an die Landesregierung kritisiert die Landtagsfraktion der Grünen, dass für die Vergabe der Erweiterungsfläche keine öffentliche Ausschreibung erfolgt sei, sondern die Verhandlungen sich auf das Kieswerk Reese beschränkten. Damit werde ein Rechtsverstoß begangen und zudem Geld verschenkt. Denn für die gleiche Fläche liegt das Angebot eines Mitbewerbers vor, das nach Rechnung der Grünen rund 7,5 Millionen Euro Mehreinnahmen in die Landeskasse spülen würde.

Im Möllenbecker Wald will Reese seinen Abbau um 30 Hektar und geschätzte 15 Millionen Kubikmeter Sand und Kies erweitern. Aus diesem Grund soll die durch den Wald führende Kreisstraße 80 beseitigt werden - sie liegt mitten im Expansionsgebiet. Der Landkreis hat den Abbau gerade genehmigt (wir berichteten), und die Firma Reese hat für die in Landeseigentum befindliche Fläche in diesem Jahr einen Vorvertrag mit der Landesforstverwaltung geschlossen.

Unverständlich ist für Hans-Jürgen Klein und Ursula Helmhold aus der Grünen-Landtagsfraktion, dass die Vergabe der Abbaukonzession offenbar ohne öffentliche Ausschreibung und Ermittlung des Meistbieters erfolgen soll. Dass die bisherige Vergabepraxis für das Land nicht die einträglichste ist, lässt sich aus der Anfrage unschwer herauslesen. Die Verträge mit Reese würden im Vergleich zu anderen Konzessionsverträgen "Besonderheiten" aufweisen, heißt es: Die Höhe des Abbauzinses richte sich nicht wie üblich nach dem von Sachverständigen berechneten Raummaß, sondern werde nach den "überdie Lkw-Waage der Abbaufirma" laufenden - also den tatsächlich verkauften - Mengen bestimmt. In der Anfrage der Grünen heißt es misstrauisch: "Wie wird gewährleistet, dass nicht Lkw ohne Passieren der Waage das Betriebsgelände verlassen bzw. die Ergebnisse der Waage nicht verbucht werden?"

Zudem scheint die derzeitige Höhe des Zinses nicht gerade dem am Markt Möglichen zu entsprechen. Immerhin sah sich ein Mitbewerber imstande, deutlich mehr für die Fläche zu bieten.

Für diesen Mitbieter kommt die derzeitige Regelung einer staatlichen Subventionierung und Wettbewerbsverzerrung gleich: Die Koppelung des vom Kieswerk entrichteten Abbauzinses nicht an die tatsächlich entnommene, sondern an die nach der Aufbereitung verbleibende und verkaufte Menge beschere Reese eine marktbeherrschende Stellung, wie sie etwa in Aufkäufen von anderen Kieswerken zum Ausdruck komme. In der Regel kann die Konkurrenz nicht von staatlichen Verpächtern profitieren, sondern muss vor dem Abbau viel Geld für den Flächenerwerb investieren.

In seiner Antwort an die Grünen bewertet das Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerium die Vergabepraxis hingegen als wettbewerbsrechtlich einwandfrei, da keine Abbaubeschränkung gegen Dritte erfolgt sei. Dem Land sei zudem "kein Schaden entstanden", da bislang mit Reese nur ein Vorvertrag geschlossen worden sei und im Zuge des neuen Vertrages die Chance bestehe, die Entgelte für die gesamte Abbaufläche "marktkonform zum finanziellen Vorteil" des Landesforstamtes zu erhöhen.

Offenbar hat das Angebot des Mitbewerbers das Land in gewisse Erklärungsnot gebracht. Bislang waren Anfragen des Wettbewerbers vom Forstamt Oldendorf relativ unmissverständlich abgebügelt worden. Jetzt ist von einer möglichen Erhöhung der Entgelte die Rede und das Ministerium kündigt an, das alternative Angebot werde in den Vertragsverhandlungen "Berücksichtigung finden" - was auch immer darunter konkret zu verstehen ist.

Am Prinzip der Umsatzpacht, das stellte das Ministerium jedenfalls klar, soll nicht gerüttelt werden. Sie ermögliche es, auch an der Veredelung der Rohstoffe finanziell zu partizipieren, was durch die Abrechnung nach Kubikmetern nicht möglich sei.

Berechnet werde die Pacht nicht per Lkw-Waage, sondern aus den Umsatzzahlen des Unternehmens, die durch einen Wirtschaftsprüfer sowie Bedienstete der Forstverwaltung kontrolliert werden könnten. Ob und in welcher Form dies in der Vergangenheit geschehen ist, ließ das Ministerium allerdings offen. Schaumburger Zeitung, 26.09.2008

Schaumburger Zeitung, Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten

 

 

Allgemeinheit muss richtig Kies bekommen“

Rat will auf Rechtsmittel gegen Kiesabbau verzichten / Restlichen Wald unter Naturschutz stellen

Rinteln (crs). Noch einmal ist der von der Firma Reese beantragte Kiesabbau in Möllenbeck Thema im Rat gewesen. „Schwerebn Herzens“, so betonten unter anderem Ursula Helmhold (Grüne) und Klaus Wissmann (SPD) in Redebeiträgen, sprachen sich die Ratsmitglieder mehrheitlich dafür aus, wegen der offenkundigen Aussichtslosigkeit auf Rechtsbehelfe gegen die vom Landkreis erteilte Bodenabbaugenehmigung zu verzichten. Gleichzietig soll die verbliebene Kameshügel-Landschaft im Möllenbecker Wald als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.

Der Rat hatte das gemeindliche Einvernehmen zu dem Kiesabbauvorhaben nicht erteilt – dieses war vom Landkreis ersetzt worden, der Anfang September auch die Bodenabbaugenehmigung erteilte ( wir berichteten).

„Diese Vorlage schmerzt viele hier im Rat“, sagte Helmhold angesichts des Vorschlags der Verwaltung, auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten, blickte aber zugleich der Realität ins Auge: „Mit einer Klage haben wir wohl keine Chance.“ Sie selber werde sich beim Land dafür einsetzen, den Förderzins zu erhöhen und so die Investition für Reese etwas teurer zu machen: „Die Allgemeinheit muss richtig Kies dafür bekommen.“

„Besonders ärgerlich“ nannte auch WGS-Fraktionschef Gert Armin Neuhäuser das Ja zum Kiesabbau im Möllenbecker Wald, wodurch Rintelner Interessen „massiv preisgegeben“ worden seien. Er unterstützte Helmholds Vorgehen: Es dürfe nicht sein, dass sich jemand „auf Kosten aller so an der Natur bereichert“. Die Lösung sei „nicht die beste, aber es gibt keine andere“, sah SPD-Fraktionschef Klaus Wissmann, keine andere Möglichkeit, als den Abbau hinzunehmen.

Nur Requard stimmt dagegen

Auch Günther Maack (CDU) sprach von geringen Chancen weiterer Rechtsmittel, betonte aber, dass die Kreisstraße 80 so lange wie möglich erhalten bleiben solle, und forderte: „Die K80 muss vom Kieswerk-Betreiber durch eine neue Straße ersetzt werden.“

Bei fünf Gegenstimmen von der WGS-Fraktion und Sebastian Westphal (CDU) und fünf Enthaltungen von den beiden Grünen, Dieter Horn (SPD), Thorsten Frühmark (CDU) und Paul-Egon Mense (FDP) votierte der Rat dafür, keine Rechtsbehelfe einzulegen. Bei einer Gegenstimme von dem Möllenbecker CDU-Ratsherrn Heinrich Requard und einer Enthaltung von Udo Schobeß (CDU) richtete der Rat die Bitte an den Landkreis, die nicht vom Bodenabbau betroffenen Bereiche der Kameshügellandschaft im Möllenbecker Wald als Naturschutzgebiet auszuweisen. Schaumburger Zeitung, 30.09.2008

Schaumburger Zeitung,  Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten

 

 

Genehmigt: Kieswerk darf Wald wegbaggern

Mit hohen Auflagen: Rekultivierung plus Aufforstung von 20 Hektar außerhalb des Kieslandes

Möllenbeck (wm). Eine Überraschung ist es nicht: Der Landkreis Schaumburg hat jetzt dem Kieswerk Reese die Genehmigung für eine weitere Auskiesung im Möllenbecker Wald erteilt - auf einer 30-Hektar großen Fläche. Im März 2005 hatte sich der Rintelner Rat dagegen ausgesprochen. Rintelns Erster Stadtrat Jörg Schröder, gleichzeitig Jurist im Rathaus, gab Verwaltungsausschuss wie Rat jetzt trotzdem die Empfehlung: Es mache wenig Sinn, gegen diesen Bescheid juristisch vorzugehen. Die Erfolgsaussichten seien gering, er empfehle aus Kostengründen darauf zu verzichten.

Warum die Stadt Rinteln kaum Chancen hätte, eine weitere Auskiesung zu verhindern, obwohl die Stadt das dafür nötige "Einvernehmen" als Träger der Planung versagt hat, liege an der hierarchischen Struktur des Verfahrens, so Schröder. Der Bescheid des Landkreises ersetze praktisch das Einvernehmen der Stadt Rinteln.

Das Land Niedersachsen ist nicht nur Eigentümer der Fläche, damit die Forst, sondern hat über das Landesraumordnungsprogramm auch die Vorgabe gemacht: Dieses Teilstück des Möllenbecker Waldes ist als Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung ausgewiesen.

Immerhin bleibt die jetzt zur Auskiesung anstehende Fläche kleiner, als ursprünglich geplant: Zurückgefahren von 110 auf 30 Hektar. Zweites Zugeständnis des Landes wie der Forst: Die verbleibenden Teile des Möllenbecker Waldes sollen unter Naturschutz gestellt werden - bisher reine Willensbekundung. Ein entsprechendes Verfahren ist noch nicht angelaufen. Aber Gespräche habe es bereits gegeben, erklärte Klaus Heimann, Pressesprecher des Landkreises auf Anfrage.

Reese werde außerdem nicht nur die Kiesgrube wieder rekultivieren und damit praktisch "Natur aus zweiter Hand" schaffen, sondern sei zu weiteren Maßnahmen verpflichtet worden. So die Aufforstung von 20 Hektar außerhalb des Kieslandes wie der Sicherung von Altholzbeständen, die dann aus der Waldnutzung genommen würden.

In der regionalen Planung des Landkreises ist die Vorgabe des Landes, nämlich Rohstoffgewinnung, im Jahr 2000 praktisch übernommen worden. Damals, so Schröder, habe es dagegen auch keinen Widerspruch der Stadt Rinteln gegeben - es wäre die letzte Chance gewesen, auf das Verfahren Einfluss zu nehmen.

Erst im Jahr 2005änderte sich auch vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um weitere Steinbrüche im Weserbergland die Stimmung: Gegen Auskiesung für Naturschutz. Trotzdem war die Entscheidung im Rintelner Rat gegen eine Auskiesung im Möllenbecker Wald in einer Sitzung im März 2005 mit einer Stimme Mehrheit denkbar knapp - auch mit Blick auf das Dachsteinunternehmen Braas, dessen Management deutlich gemacht hatte, ohne nahes Kieswerk keine Bestandsgarantie. Es war eine Garantie mit beschränktem Haltbarkeitsdatum: Das Dachsteinwerk im Industriegebiet Süd ist im Februar dieses Jahres geschlossen worden.

Im Juli 2007 hatte der Kreistag mit Mehrheit die Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes "Lipper- Bergland" beschlossen und damit den Weg für den weiteren Kiesabbau praktisch freigemacht.

Dann gibt es noch einen Nebenkriegsschauplatz: 800 Meter der Kreisstraße zwischen Möllenbeck und Krankenhagen sollen weggebaggert werden. Die Ortsräte von Silixen wie Krankenhagen möchten eine Verbindung zwischen beiden Orten erhalten wissen. Weil die Auskiesung nicht mehr zu verhindern ist, hofft Ortsbürgermeister Gerhard Werner aus Krankenhagen jetzt auf einen Kompromiss: Eine vorhandene Forststraße könnte das später fehlende Stück ersetzen. Bisher allerdings, so Werner, habe er bei der Forst für seine Idee noch wenig Gegenliebe erfahren. Werner: "Die Forst will den Verkehr aus dem Wald heraushalten".

Kieswerkchef Wilhelm Reese richtet den Blick nach vorn: Er habe sich um die Ansiedlung eines neuen Dachstein-Unternehmens bemüht, Es gebe Gespräche "mit zwei Partnern", mit einer Entscheidung sei in wenigen Wochen zu rechnen, erklärte er auf Anfrage. Ein Gelände dafür habe er: 34 000 Quadratmeter im Industriegebiet Süd. Wann mit der Auskiesung der jetzt vom Landkreis genehmigten Fläche begonnen wird, vermochte Reese nicht zu sagen. Hier handele es sich ja nicht um einen "neuen Aufschluss", sondern die vorhandene Abbauwand wachse einfach weiter. In welchem Tempo, das hänge von der Konjunktur ab.

Resse verriet immerhin: Für die zweite Auskiesungsfläche an der Ellerburg gebe es derzeit weder einen Antrag noch irgendwelche Pläne. Schaumburger Zeitung, 19.09.2008