Schaumburger Zeitung, Schaumburg-Lippische Landeszeitung

 

    “Sie müssen mehr tun, als sie tun müssen!”

    NNG-Pläne zur Zukunft des Messingsberges / Eilser fordern besonderes Engagement bei Renaturierung

    Eilsen (tw). Exakt 45 Zuschauer, etwa zur Hälfte Ratsmitglieder aus Eilsen, haben Montagabend im Kurtheater (180 Plätze) die Präsentation der “Nordeutschen Naturstein GmbH (NNG) zur peplanten “Hangsicherung” am Messingsberg verfolgt. Bürger ohne Mandat und Amt haben sich dagegen nur vereinzelt eingefunden.

    Als  Samtgemeindechef Heinz Wischnat am Ende der von ihm initierten (Werbe-) Veranstaltung ein Meinungsbild einholt - “Befürworten Sie die Rekultivierung wie von der Firma vorgeschlagen?” - gibt`s zwar niemanden, der Nein sagt. Das Gros hält offenbar das Begehren des Betreibers, den Berg im “Gefahrenbereich” nach dem Rutsch vom 11. Dezember 2004 “aus Sicherheitsgründen” zunächst weiter abzutragen, schon jetzt für unabänderlich. Dennoch müssen sich Thomas Wolff, NNG-Bereichsleiter Weserbergland, und Landschaftsarchitekt Georg von Luckwald während der Diskussion zum Teil unbequeme Fragen und harsche Kritik anhören. Einige Eilser fürchten Lärm und Staub der zusätzlichen Sprengungen.

    Andere - wie Dr. Fritz-Richard Bartels (Heeßen) - kritisieren den Abbau grundsätzlich. Sehen in NNG bei der Renaturierung aber auch in einer besonderen Pflicht: “Tragen Sie den Kamm ab”, so Bartels, “ist der Messings- ein Allerweltsberg. Sollten Sie beabsichtigen, weitere Kämme in dieser Weise abzutragen, werden Sie Heerscharen gegen sich zu Felde ziehen sehen; dann ist hier der Teufel los; dann greifen wir zu Morgenstern und Hellebarden.”

    Bartels unmissverständlich: “Für den Tourismus ist der Steinbruch ein Schlag ins Gesicht, wie er schlimmer nicht hätte kommen können.” Nicht zuletzt mit Blick auf den Wanderweg im Kammbereich, der durch einen “hässlichen Fahrweg” ersetzt worden sei. Der Heeßer unter dem Beifall der Zuhörer: “Ich erwarte, dass der Betreiber sich seiner besonderen Verantwortung bewusst ist - und für den Messingsberg etwas mehr tut als er muss...” Die Wiederherrichtung des Kammweges auf Kostenn der Firma sei “das Mindeste”.

    Wolff verspricht die “Wiedergutmachung”, wörtlich: “mit einem besonderen Touch.” Details solle ein noch einzuberufener Diskussionskreis unter Beteiligung aller Betroffenen erarbeiten.

    Weniger befriedigend für die Zuhörer ist die Antwort der Firma auf die Frage: Was will die NNG bei der Rekultivierung an Boden auftragen, wenn das für Frühlingsblüher so wichtige Kalkgestein zuvor abgeräumt wird? Wolff zufolge soll das Abbruchterrain “komplett mit Wald” aufgeforstet werden. Aber: “Kalk-Buchenwälder, wie sie für diesen Bereich typisch sind, werden wir durch das, was wir aufbringen, nicht wieder herstellen können”, so von Luckwald.

    Nächste Frage: Wo soll der Ersatz für die 800 000 Tonnen Gestein, die die Firma noch abtragen will - und die zu einer Absenkung des Kamms um fünf bis 15 Meter führen würden - herkommen? Der NNG-Bereichsleiter: “Wir werden zum einen 200 000 Tonnen Abraum, die wir gesammelt haben, aufbringen. Hinzu kommen 300 000 t Grant ( Erde/STeingemisch), die vor unsere Anlage lagern.” Abtrag und Wiederauftrag des Gesteins würden dabei in einem Zug erfolgen: Die LKW fahren beladen nach unten und - mit Abraum und Grant an Bord - zurück auf den Kamm. Die Aufforstung selbst solle “massiv” ab 2015 beginnen.

    Werbendes Fazit Wolffs für die NNG-Pläne am Ende:”Löst man das Problem der Renaturierung nicht jetzt - mit einem noch intakten Betrieb - löst man es später gar nicht mehr.”  Landes-Zeitung, 31.05.2006

Schaumburger Zeitung, Schaumburg-Lippische Landeszeitung,  13.12.2006

 

    Land will neue Vogelschutzgebiete ausweisen

    Meldedefizite gegenüber der EU: Schaumburger Wald und Steinbrüche sollen nachnominiert werden

    Landkreis/Steinbergen (wer). Das Land Niedersachsen will auf Druck der EU-Kommissin neue Vogelschutzgebiete ausweisen - darunter den Schaumburger Wald und die Steinbrüche am Messingsberg, an der Westendorfer Egge und in Rohden. Für deren Betreiber, die Norddeutsche Naturstein GmbH, könnte der Schutz von Uhu-Brutplätzen eine neue Genehmigungshürde beim geplanten Abtrag des Berges bedeuten.

    Das Umweltministerium will die Meldedefizite des Landes gegenüber der EU durch die Nachnominierung von Vogelschutzgebieten auch in mehreren Steinbrüchen der Weserberge ausgleichen, die als Brutbiotope des Uhus gelten. Auch der Messingsberg gehört dazu. Wird dort ein Europäisches Vogelschutzgebiet etabliert, sind “alle Maßnahmen verboten, die zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes “ führen können, heißt es im Gebietsvorschlag des Ministeriums.

    Der Landkreis begrüßt die Initiative des Landes in seiner offiziellen Stellungnahme. Mit Blick auf den planerischen Vorrang für Rohstoffnutzung empfiehlt die Kreisverwaltung indes, “Vereinbarungen” mit den Steinbruchbetreibern zu treffen. Grundsätzlich steh die Nachmeldung der Gebiete aber im Einklang mit der festgelegten Folgenutzung der Steinbrüche. Das Schutzgebiet, so schlägt der Landkreis vor, sollte auch die bereits genehmigten Abbaubereiche umfassen, eventuell käme ein “weitergehender Radius” um die Steinbrüche in Betracht.

    Beim Messingsberg allerdings sollte eine Korrektur des Schutzgebietes erfolgen, denn der Vorschlag des Landes umfasse auch die “Erlebniswelt Steinzeichen”.

    Der Naturschutzbund begrüßt die Initiative des Landes ebenfalls. “Es ist fachlich korrekt und notwendig, den gesamten Schaumburger Wald auszuweisen, denn hier kommen wohl die höchsten Dichten einiger Spechtarten in Niedersachsen” vor, sagt Nabu-Kreisvorsitzende Dr. Petra Sittig. Ebenso sei die Ausweisung der Steinbrüche als Uhu-Schutzgebiet unerlässlich. “Schließlich handelt es sich um die beständigsten und erfolgreichsten Brutplätze der Art in Niedersachsen”, erklärt der Uhu-Experte unter den Naturschützern, Thomas Brandt.

    Um den Schutz der Uhus aber tatsächlich zu garantieren, sei eine Ausweitung der Gebiete “auf einen Bereich von ca. 200 Meter um die Steinbrüche herum” notwendig. Dort würden sich die Tiere tagsüber vorzugsweise aufhalten. Auch die Bergkämme würden so in das Schutzgebiet aufgenommen.

    Die Ausweisung als Vogelschutzgebiet werte nicht nur die Attraktivität der Landschaft auf, sondern gebe darüber hinaus die Möglichkeit, Fördermittel von der EU zu bekommen. “ Das ist eine einmalige Chance für die Region”, bewertet der Artenschutzreferent des Nabu, Dr. Holger Buschmann. “ Wir sollten stolz auf diese Naturschätze sein und sie nicht verstecken”, forderte der Biologe den Landkreis auf, die Gebiete später in nationale Schutzkategorien zu überführen. Schaumburger Zeitung, 13.12. 2006

Schaumburger Zeitung, Schaumburg-Lippische Landeszeitung, Schaumburger Nachrichten

 

    Land streicht Messingsberg von Schutzgebietsliste

    Einknicken bei Uhu-Schutz lässt Hürde für Berg-Abtrag wegfallen / Nabu plant Beschwerde bei der EU

    Rinteln/Hannover (crs). Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander tut sich schwer mit dem Schutz des Messingsberges. Das Land hat die Uhu-Brutplätze im Steinbruch Steinbergen aus der Liste der nachzumeldenden EU-Vogelschutzgebiete herausgestrichen - zur Überraschung sämtlicher Fachleute und ohne Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Eine Entscheidung gegen die Uhus, weil damit der Abtrag des Berges rechtlich möglich bleiben soll? Durch das Einknicken des Umweltministers jedenfalls fällt für die Norddeutsche Naturstein GmbH (NNG) eine nicht unerhebliche zusätzliche Genehmigungshürde beim geplanten Abtrag des Berges weg.

     

    Denn in einem Europäischen Vogelschutzgebiet wären "alle Maßnahmen verboten, die zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes" führen könnten - Gesteinsabbau dürfte wohl dazu zählen. Dieser Hintergrund lässt die von Vogelschutz-Experten als nicht nachvollziehbar bewertete Uhu-Entscheidung Sanders in einem anderen Licht erscheinen: Ende 2006 war der Messingsberg zunächst in die Liste der auf EU-Druck hin nachzumeldenden Vogelschutzgebiete aufgenommen worden, im Juni dann aberüberraschend nicht nach Brüssel gemeldet worden.

    Warum nicht? Diese Antwort bleibt Hans-Heinrich Sander bis heute schuldig. Trotz massiver Proteste aus dem Landkreis Schaumburg bleibt der Umweltminister bei seinem Nein zum Schutzgebiet Messingsberg. Selbst die erneute Intervention von Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier schlug fehl. Dieser hatte den Minister bereits am 6. Juli in einem persönlichen Schreiben aufgefordert, seine Entscheidung zu überdenken: Bei dem Standort handle es sich um den "Brutplatz mit dem längsten und größten nachgewiesenen Bruterfolg", machte Schaumburgs Landrat klar, dass er eine Aufnahme "sehr begrüßen" würde. Mit seiner Antwort ließ sich Sander zwei Monate Zeit: Erst Anfang September schrieb der Minister zurück - ohne allerdings der Bitte Schöttelndreiers nachzukommen, die Gründe für die Nichtmeldung zu erläutern.

    Eineähnlich unbefriedigende Antwort erhielt die grüne Landtagsabgeordnete Ursula Helmhold (Grüne) jetzt auf ihre Anfrage zum Vogelschutz am Messingsberg. In seiner Antwort zieht sich der Minister auf die Auskunft zurück, dass lediglich ein repräsentativer Teil der Brutplätze zu melden gewesen sei: Der Uhu-Schutz in Niedersachsen sei auch ohne Einbeziehung des Messingsberges "umfassend gewährleistet".

    Empört reagiert Helmhold auf diese Antwort: "Entweder wird im Umweltministerium ausgewürfelt, wo Vögel geschützt werden, dann haben die Uhus am Messingsberg einfach nur Pech gehabt, oder der Minister will verhindern, dass geschützte Vögel die weitere Ausweitung des Steinbruchs am Messingsberg verhindern könnten."

    Noch geben die Abbaugegner nicht auf: Der Nabu will Beschwerde bei der EU einlegen. Aus fachlicher Sicht sei es definitiv sinnvoll, hier ein Schutzgebiet einzurichten, sagt Dr. Holger Buschmann als Artenschutzreferent. "Der Messingsberg ist der erfolgreichste und am längsten existierende Brutplatz für Uhus in ganz Niedersachsen", wehrt sich der Biologe gegen die Nicht-Ausweisung als Schutzgebiet. Dem Nabu fehlen noch letzte Daten zu Uhu-Nistplätzen am Steinbruch, bevor die Beschwerde in der kommenden Woche eingereicht werden kann. "Dann wird sich zeigen, wieernst die EU den Artenschutz nimmt", rechnet Buschmann mit einer Grundsatzentscheidung.

    Trotz mehrmaliger Anfrage war das Umweltministerium zu einer Stellungnahme nicht in der Lage. Schaumburger Zeitung, 19.09.2007