Foto: Tobias Landmann, 28.03.03  

Abbau in der Wülpker Egge

 

 

Negative Auswirkungen:

  • Bergkamm: abgerutscht und teilweise schon abgetragen
  • Kammweg: musste schon mehrmals gesperrt und verlegt werden. Obwohl Europäischer Fernwanderwegbesteht zurzeit keine Möglichkeit der Begehung.
  • Wald/Bäume: verschwunden, gefällt. Das hat Auswirkungen auf die Luft- und Bodenqualität.
  • Landschaft: unwiederbringlich zerstört. Durch die vom Bergamt Kamen zur “Gefahrenabwehr” vorgeschlagenen und von den entsprechenden Behörden genehmigte Abtragung des Kammes (Tabubruch ) ist eine gewaltige Lücke und Veränderung des für das Wesergebirge so typischen Landschaftsbildes (Höhenlinie) entstanden. Zudem ist nicht auszuschließen, dass der Kamm noch auf größerer Breite abgetragen werden muss. Gleichwohl besteht hier noch eine Einspruchsgelegenheit durch die Forst wegen der “Waldumwandkung” (03.2002)
  • Boden: verbraucht, nie wieder nutzbar
  • Trinkwasser: Als Trinkwassergewinnungsgebiet nie wieder geeignat, da im Bereich des Steinbruchs auch giftige Versatzstoffe eingebracht wurden.

 

Presseerklärung der Aktionsgemeinschaft Weserbergland vom 20.Februar 2004

    Die Katastrohe im Frühjahr 2002: Der Kammabrutsch

      Ein Berg kommt ins Rutschen - v. Dietrich Müller Prasuhn am 12.05.2002

    Durch einen nach Süden extrem steilen Abbauwinkel ist es in den von den Barbara-Rohstoffbetrieben betriebenen Steinbruch am Heineberg im Bereich der “Wülpker Egge” zu einem Einsturz des Kammbereichs auf einer Länge von 120 Metern mit noch nicht abschätzbaren Auswirkungen für die angrenzenden Waldflächen und das Landschaftsbild gekommen. Zur angeblichen Gefahrenabwehr und als sogenanntes Sanierungskonzept sollen nun 1.05 ha Wald abgeholzt und der Kamm des Wesergebirges auf einer Länge von weiteren 300 Metern abgebaut werden. Dabei können in einem ersten Schritt über die Abbaugrenzen hinaus bis zu 75000.000 t. für den Straßenbau verwertbares Gestein gewonnen und vermarktet werden. Danach wir die von Bückeburg ( und Rinteln, die Red.) aus sichtbare Kammlinie des Wesergebirges in diesem Bereich um bis zu 20 Meter abgesenkt sein. Nach dem Gebietsentwicklungsplan (GEP) sind die Höhenzüge des Weserberglandes zu schützen. Die Absenkung des Kammbereichs würde diese ausdrückliche Schutzklausel unterlaufen. Diese Auffassung wird auch auch von der Bezirksregierung Detmold bestätigt. 
    und  Die Wülpker Egge - Eine unendliche Geschichte

 

 

    Der Kommentar zur Bürgerversammlung am 26. März 2002 in Wülpke   von Elke Reineking (Schaumburger Freunde)

    Eines wurde an diesem Abend einmal wieder besonders deutlich: Alle Beteuerungen der steinbruchbetreibenden Firmen hinsichtlich ihrer  Verantwortung gegenüber unserer schützenswerten Natur und Umwelt und diese pfleglich zu behandeln, sind Augenwischerei. Die gigantische Zerstörung einst blühender Landschaften hier vor Ort macht es besonders deutlich. Bewiesen wurde es an diesem Abend bei der Bürgerversammlung in Wülpke durch die Statements von Herrn Dr. Hennies, Chef der Nammer Barbara-Rohstoffbetriebe. Er ging kein bißchen auf die unwiederbringlich zerstörte Natur ein, sondern beschwerte sich im Gegenteil sogar noch darüber, dass in Deutschland durch eine neue Berg-Versatzverordnung nicht mal mehr giftige Versatzstoffe in ehemalige Stollen eingebracht werden dürfen. Auch hier wohl nicht mehr! Dieses Geschäft würden also in Zukunft die Polen machen und das sei ein Skandal! Im Übrigen seien hier die Naturschützer schuld, dass es an der Wülpker Egge zu einem Kammabrutsch kam.

    Hier bleibt festzuhalten: Der Skandal bleibt, dass in der Wülpker Egge ist Raubbau betrieben worden ist und auch weiter betrieben werden soll und wohl wird.. Die dafür nötigen Anträge ( nach Bergbaurecht- warum eigentlich?) liegen schon genehmigt in der Schublade, obwohl es doch wohl durch  falschen Abbau seitens der Firma zum Kammabrutsch gekommen ist ( Ein Versehen?Man hat es nicht besser gewußt?)

    Lasst den Berg doch jetzt rutschen, wohin er will! Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild, den Wald usw. wären dann nicht so katastrophal. Das würde niemanden stören, auch nicht den noch aktiven Steinbruchbetrieb, da unterhalb der Rutschkante sowieso nicht mehr abgebaut werden darf und der Kammweg muss sowieso verlegt werden. Eine Erweiterungsgenehmigung hat man damit freilich nicht. Ob es dem Betreiber nur darauf ankommt?Ich glaube das (siehe oben)

    siehe auch : Pressespiegel/Archiv:

    Weserkette

 

 

Der Kommentar vom 05.04.2002 aus der Schaumburg-Lippische Landeszeitung + der Schaumburger Zeitung

                  

 

 

    Die Wülpker Egge Weserkette - eine unendliche Geschichte

    von Dietrich Müller-Prasuhn

     

    “Im Zuge der weiteren Ausbeutung des Tagebaus der Barbara-Erzbergbau AG ist es unvermeidbar, den auf dem Kamm des Wesergebirges beiderseits der Wülpker Egge verlaufenden Wanderweg vorübergehend für die öffentliche Benutzung zu sperren. Diese Beschränkung wird voraussichtlich für die nächsten sechs Jahre erforderlich sein, weil bis dahin mit der Beendigung des Tagebaues zu rechnen ist.”

    So ist es nachzulesen in einem Begehungsprotokoll vom 6.April 1964 unterzeichnet vom damaligen Verwaltungschef des Amtes Hausberge Heinz Borschel. Zuvor war man vom Kreuzplatz in Lohfeld aus über die Höhen der Wülpker Egge und den Kleinenbremener Heineberg bis zur Gaststätte “Wandersruh” gewandert, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

    Heute hätten die Teilnehmer dieser Wanderung keine Chance, das traditionsreiche Ausflugslokal zu erreichen, wo damals die abschließende Besprechung stattfand. Der Kleinenbremer Heineberg ist inzwischen von den Barbara-Rohstoffbetrieben als Steinbruch genutzt und weitgehend abgebaut worden. Im Bereich der Wülpker Egge ist es sogar als Folge der langjährigen, steilwandigen Abbauarbeiten zu einem Bergrutsch im östlichen Teil gekommen, der auch den bisher noch begehbaren Weg endgültig zerstört hat.

    Die unendliche Geschichte der Veränderung eines ökologisch wertvollen Nazurlandschaftsbereichs im Wesergebirge begann mit einem ersten Waldrodungsantrag der Betriebsverwaltung der Eisenerzgrube Wohlverwahrt Nammen im Jahre 1955. Wie die Protokolle der damaligen Zeit belegen, war dieser Antrag auch damals schon heftig umstritten.

    Aber immerhin finden sich dort wenigstens festgeschriebene Hinweise auf die Landschaftschutzverordnung und das Waldschutzgesetz. Eine Aktennotiz vom Februar 1957 vermerkt, dass “...die Kammlinie des Wesergebirges zu erhalten ... und einer Verunstaltung der Landschaft entgegenzutreten ...” ist.

    Mit den ersten Waldrodungen wurde 1958 begonnen. Die damaligen Besitzer hatten ihre Waldparzellen an die Barbara Erzbergbau Gesellschaft verkauft. In den ersten 25 Jahren wurde neben Material für den Straßenbau vorwiegend eisenerzhaltiges Gestein abgebaut und zur Verhüttung nach Osnabrück oder Bremen transportiert. Im westlichen Bereich nach Nammen zu entstand eine bis zu 60 Meter tiefe Abbaugrube, die später dann mit Müll verfüllt und rekultiviert wird.

    Im eigentlichen Bereich der Wülpker Egge baute man ebenfalls Verhüttungsgestein ab. Zunächst im westlichen Bereich und dann nach Osten fortschreitend. Dabei wurde der Kleinenbremer Heineberg um 30 Meter abgetragen.

    Dann ruhten die Abbauarbeiten einige Zeit. Das zur Verhüttung verwertbare Gestein war weitgehend abgebaut und so genanntes “beigebrochenes Gestein” fiel in größeren Mengen nicht mehr an. Man begann, Teile der abgebauten Flächen - den Auflagen der Forstbehörde entsprechend - durch das Anlegen von Schonungen zu rekultivieren. Im Gebietsentwicklungsplan von 1987 werden die Wälder um die Wülpker Egge und den Kleinenbremer Heineberg als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Ein Teil des stillgelegten Steinbruchs diente den Heeresfliegern in Achum zeitweilig als Hubschrauberlandeplatz.

    Gegen Ende der 80er-Jahre wurden dann überraschend die Abbauarbeiten von den Barbara .Rohstoffbetrieben verstärkt wieder aufgenommen, insbesondere auch im Bereich Heineberg. Dabei werden Bäume in einem bereits wieder aufgeforsteten Waldgebiet gerodet und der Steinbruch erneut ausgeweitet.

    Nach einer Fehlsprengung stürzt ein Teil des wieder hergerichteten Höhenwanderwegs ein. Wieder einmal mehr hatte man Fakten geschaffen.

    Damals wie heute sorgten sich Bürger und Bürgerinnen in Nammen, Wülpke und Kleinenbremen um Natur und Umwelt in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld. Der Widerstand der Anwohner gegen die schleichende, scheibchenweise Ausweitung der Abbauarbeiten wuchs.Dies wurde im Januar 1990 auf einer Bürgerversammlung in Kleinenbremen deutlich, als sich spontan die Bürgerinitiative Wesergebirge (BIWE) gründete und in einem “offenen Brief” den damaligen Oberkreisdirektor Dr. Rolf Momburg aufforderte, die fortschreitende Zerstörung der Wülpker Egge zu verhindern.

    Auf Anfrage der BIWE teilt das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie NRW im August 1990 mit, dass nach dem geltenden Hauptbetriebsplan für den Betriebsteil Heineberg ...”der Abtrag des Abraums und der Abbau zunächst nur eingeschränkt” erfolgen dürfe. “Diese Zulassung ist im Übrigen mit der Auflage verbunden, dass der am Südrand verlaufende Wanderweg nicht gefährdet werden darf.”

    Einmal öffentlich gemacht, diskutierten Politiker aller Fraktionen im Rat der Stadt als auch des Landtages in Düsseldorf die Pläne der Barbara-Rohstoffbetriebe. Die örtliche Presse berichtet ausführlich, aber auch überegionale Medien greifen das Thema auf. Das Forstamt Minden untersagte,. ..”Wald im Bereich Wülpker-Egge Ost und Heineberg ungenehmigt zu roden und so den Tagebau auszuweiten”. Diese Anordnung wird im Februar 1991vom Verwaltungsgericht Minden bestätigt. Das Umweltamt der Stadt Porta erlässt wegen nicht genehmigter Waldrodungen einen Bußgeldbescheid.

    Nach den gerichtlichen Auseinandersetzungen der Barbara-Rohstoffbetriebe mit verschiedenen Behörden und der Stadt Porta wurde dann 1992 unter Beteiligung der Umweltausschüsse von Stadt, Kreis und dem Landschaftsbeirat Minden-Lübbecke ein Plan zur Wiedernutzbarmachung des Tagebaus Wülpker-Egge (Rekultivierungsplan) aufgestellt und 1994 in einigen Punkten geändert, die sich insbesondere auf den Abbau am Heineberg bezogen.

    Dieser Plan sah und sieht bis heute ausdrücklich vor, dass die Höhenlinie zu erhalten sei, der Kammweg wieder hergestellt werden müsse und die Abbaumengen nicht erhöht werden dürften. Dabei wurde besonderer Wert auf das künftige Landschaftsbild gelegt. Das sollte durch Verdecken der Abbruchwände mit Baumanpflanzungen auf den anzulegenden Bermen und das Herrichten von Kleinbiotopen und ökologischen Nischen geschehen. Ein Teil dieser vorgegebenen Rekultivierungsarbeiten ist in den vergangenen 10 Jahren auf der inzwischen 18,5 ha großen Abbaufläche auch tatsächlich umgesetzt worden. Dazu gehört auch das Einbringen von unbelasteten Bodenmassen.

    Im Spätherbst des Jahres 2000 wurden dann erstmals größere Erdspalten im Bereich des Kammweges und Risse an der südlichen Abbaukante des Heineberges beobachtet. Aus Sicherheitsgründen musste der Kammweg erneut gesperrt werden. In der Folgezeit erweiterten sich die anfangs zentimeterbreiten Risse auf bis zu 5 Meter breite Schluchten. Grosse Gesteinsblöcke gerieten auf einer Länge von zunächst 150 Metern ins Rutschen und drohten in den Steinbruch zu stürzen. Der ohnehin auslaufende Gesteinsabbau im betroffenen Bereich musste eingestellt werden.

    Auch wenn derzeit ein vom Bergamt beauftragter Geologe nach den Ursachen dieses in Deutschland wohl einmaligen Kammeinsturzes sucht ( Anm. AGW: Nicht mehr einmalig siehe Messingsberg), wird von kompetenten Fachleuten nicht bestritten, dass man auf der Wülker Egge mit dem Abbau zu nah an die Kammlinie herangegangen ist. Nicht die naturgegebene Ornaten-Tonschicht und natürliche Klüfte und Spalten im Gebirge sind die Ursache für den Kammeinsturz, sondern die Auflockerung und Herausnahme der Druckspannung aus der Kammzone als Folge eines zu nahem Abbaus an der Kammlinie.

    Weder die Firma Barbara noch das Bergamt als Aufsichtsbehörde haben in der Vergangenheit die Erfordernisse der Natur für eine nachhaltige Wiedernutzbarmachung des Tagebaus an der Wülpker Egge erkannt und umgesetzt.

    Zur Gefahrenabwehr und als vorläufiges Sanierungskonzept soll nun im Rahmen eines neuen Sonderbetriebsplans der Kamm des Wesergebirges an dieser Stelle auf einer bisher nicht genau festgelegten Länge und Tiefe abgebaut werden. Dazu wurden bereits 1.05 ha Buchenwald im Bereich der Rutschung abgeholzt und gerodet. Der bisher geltende Abbau- und Rekultivierungsplan vom September 1994 wird damit praktisch aufgehoben.

    Unstrittig ist auch für die derzeit arbeitende Gruppe “Wülpker Egge” der Bürgerinitiative Wesergebirge, dass die unmittelbare Gefahrenstelle der Rutschungen am Heineberg für Anlieger und Wandere auf dem Höhenweg kenntlich gemacht und gesichert werden muss. Darüber hinaus aber müssen auch und vor allem die Eingriffe in Natur und Landschaft auf ein Minimum begrenzt werden und in absehbarer Zeit beendet sein.

    Ein Sanierungskonzept, dass die massivsten Abbrucharbeiten auf dem Kamm der Wülpker Egge in den letzen 50 Jahren vorsieht, ist offensichtlich schnell erstellt, aber wie dieser nachhaltig landschaftsverändernde Eingriff auch nu7r annähernd umweltverträglich in einen Rekultivierungsplan eingebunden werden soll, wird dabei von den zuständigen Behörden offensichtlich als weniger wichtig eingestuft. Und so ist wohl auch in den nächsten 6 Jahren kaum damit zu rechnen, dass Wanderer die gemütliche Gaststätte “Wandersuh” über die Höhen der Wülpker Egge und des Kleinebremer Heinebergs hinweg werden erreichen können. Dietrich Müller-Prasuhn im Sommer 2005, E-Mail:muepra

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