radio-aktiv lud kurz vor Ostern in ihr „Frühstückscafe  am Ostersonntag, 27.03.2005  von 10 -11Uhr. zum Thema:  Hartgesteinsabbau in Wesergebirge und Süntel

    Jasmin Anderten, Redakteurin von radio-aktiv, führte das Interview mit Dr. Fritz-Richard Bartels, welches hier mit freundlicher Genehmigung des Lokalradios für Hameln-Pyrmont folgend im Wortlaut nachzulesen ist. Vielen Dank an radio-aktiv in Hameln.

 

Anmoderation: radio-aktiv – Das Frühstückscafe – Herzlich willkommen am Sonntag!

    Die Aktionsgemeinschaft Weserbergland wurde Anfang 2002 ins Leben gerufen. Seit dem setzen sich 44 Verbände landkreisübergreifend für den Erhalt des Wesergebirges und des Süntels ein. Zu Gast im Frühstückscafe` ist heute Dr. Fritz-Richard Bartels von der Sprechergruppe der Aktionsgemeinschaft Weserbergland. Ich bin Jasmin Anderten. Schön, dass sie dabei sind. Wir geben keinen einzigen Berg mehr her!   ist das Motto der Aktionsgemeinschaft Weserbergland. Im Studio ist heute Dr. Fritz-Richard Bartels von der Sprechergruppe. Herr Dr. Bartels, schönen guten morgen, schön, dass sie da sind.

      Dr. Bartels: Guten morgen.

    Herr Bartels, ´´Wir geben keinen einzigen Berg mehr her`` ist das Motto, ich sagte es gerade. Wie dramatisch ist denn eigentlich die Situation im Wesergebirge und Süntel was den Gesteinsabbau betrifft?

      Die Situation ist so dramatisch, dass zwingend geboten ist, die Zulassung weiterer Steinbrüche in diesem Gebiet zu verhindern!

      Ich bin aus beruflichen Gründen 1979 aus dem Harz nach Bad Eilsen gezogen und im Panoramafenster meines Wohnzimmers nahm damals der Steinbruch am Messingsberg einen kleinen überschaubaren Platz ein. Heute ist es so weit, dass die gesamte Panoramascheibe von diesem Steinbruch ausgefüllt wird, sodass ich über die Jahrzehnte hinweg beobachten konnte, welche Ausmaße dieser Gesteinskrater angenommen hat. Ich hatte mich gleichwohl daran gewöhnt; denn die Zeit bringt es mit sich, dass man Dinge hinnimmt. Was mich persönlich dazu gebracht hat, mich der Aktionsgemeinschaft Weserbergland anzuschließen, war, dass die Landesregierung im Jahre 2001 beabsichtigte, in den Landesraumordnungsplan eine Änderung einzubringen der Art, dass das Dachtelfeld zum Vorranggebiet zur Rohstoffgewinnung erklärt werden sollte. Dieses Gebiet ist aus vielfachen Gründen, die hier zu erläutern vermutlich die Zeit fehlt, absolut schützenswürdig und es war ein Unding, dass diese Maßnahme getroffen wurde. Aus diesem Grunde habe ich mich der Aktionsgemeinschaft Weserbergland angeschlossen, die es unter anderer Bezeichnung, nämlich Schaumburger Freunde für den Erhalt des Wesergebirges schon seit ca. acht Jahren gab. Sie hat sich im Jahre 1994, mit Erfolg und mit Unterstützung von 20 000 Unterschriften dafür eingesetzt, das am Möncheberg kein Steinbruch errichtet werden konnte.

    Über das schützenswerte Dachtelfeld werden wir vielleicht nachher noch etwas mehr reden können, aber vielleicht sollte man einfach noch mal ein bisschen, um die Situation besser einschätzen zu können, sagen. Ist es denn nun eigentlich tatsächlich so, dass im Wesergebirge besonders viel oder anders gefragt, wie viel wird denn tatsächlich abgebaut?

      Wenn man wissen will, wie viel jetzt schon abgebaut ist, müsste man mit dem Flugzeug und Fotographen tun dies gelegentlich, einmal das Wesergebirge, das  ja insgesamt aus 14 Einzelbergen besteht, abfliegen. Dann würde man sehen, daß sich dort eine Reihe großer Löcher aufgetan hat, beginnend mit der Wülpker Egge, die noch in Nordrhein-Westfalen liegt, Papenbrink, über den Messingsberg, die Westendorfer Egge, , den Riesenberg, dem Steinbruch von Rohdental und den Mattenberg bei Hamelspringe und dass das eine Reihe von Löchern ist, die schon jetzt die Landschaft in einer Art und Weise verunstalten, dass sie den Fremdenverkehr empfindlich beeinträchtigen.

     Welche Gefahren sehen sie da?

      Gut, wenn man die Auswirkungen genauer ansehen wollte, müsste man vermutlich Steinbruch für Steinbruch sich ansehen. Wenn beispielsweise das Dachtelfeld, um darauf zurückzukommen, für einen Steinbruch in Anspruch genommen würde, würde das Zentrum eines großen Waldgebiets ausgekoffert, das in der Fläche etwa 180 Fußballfelder umfassen würde. Man würde damit das Wassereinzugsgebiet für das Naturschutzgebiet Hohenstein entfernen, sodass mit aller Sicherheit damit zu rechnen wäre, dass die Bäche im Naturschutzgebiet Hohenstein versiegen würden und schon das kann nicht hingenommen werden. Es kommen andere Gesichtspunkte hinzu. Das Dachtelfeld ist ein geschichtlich hoch bedeutsamer Raum, dort soll vor 1200 Jahren eine Schlacht zwischen den Sachsen und den Franken stattgefunden haben, wo, selten genug, die Sachsen einmal siegreich über die Franken waren und es ist einer der Punkte, an denen man altsächsische Geschichte festmachen kann. Diesen Punkt zu vernichten, steht uns hier in Niedersachsen nicht an, ist etwas, dem gar nicht scharf genug widersprochen werden kann.

    Jetzt sind wir doch beim Dachtelfeld, also bleiben wir da noch mal so ein bisschen. Sie haben gerade schon angesprochen, schützenswerte Natur, dann natürlich auch diese geschichtlichen Aspekte, die wir an anderer Stelle sicherlich auch haben. Was genau ist so schützenswert an der Natur im Dachtelfeld?

      Da müssen wir auf einen weiteren Gesichtspunkt kommen. Abgebaut werden soll  ja das Gestein vor allem deshalb, weil es Kalkstein ist, was man für den Straßenbau benötigt. Und das Kalkgestein hat ja unter anderem auch die erfreuliche Eigenschaft, dass auf ihm, besonders im Frühjahr, eine besonders schöne Vegetation gedeiht. Wer im Frühling zum Dachtelfeld kommt, wird dort ein Meer von hervorragenden Blumen finden. Angefangen von den Märzenbechern, über den Lärchensporn und die Schlüsselblumen bis zu den Anemonen, die vielfältigen Anemonen. Diese Flora war schon so berühmt, dass sie vor 350 Jahren in Merians Topographie erwähnt worden ist, als ein Gebiet das hochberühmt ist wegen seiner seltenen Pflanzen die dort vielfältig gesucht und auch gefunden werden. Und diese Eigenart ist auch in den Folgejahrhunderten immer wieder hervorgehoben worden. Dieses würde unwiederbringlich vernichtet, wenn man dieses Gebiet mit einem Steinbruch zu Leibe rücken würde.

    Die Alternative wäre ja auch für das Dachtelfeld, es als sogenanntes FFH-Gebiet auszuweisen, Flora-Fauna-Habitat. Da gab es schon viel Diskussion darum, Niedersachsen müsste solche Gebiete ausweisen, tut es nicht, hat schon Millionenschäden riskiert von der EU. Was ist der Sachstand in dieser Sache? Also, FFH noch ein Thema für das Dachtelfeld?

      Die Aufnahme des Dachtelfelds und verschiedener weiterer Gebiete der Weserkette  ist uns immer ein besonderes Anliegen gewesen. Wir sind allerdings nicht berechtigt, nicht antragsberechtigt für solche Verfahrensweisen, aber es haben andere berechtigte Stellen versucht. Bisher ist die Aufnahme aber immer wieder abgelehnt worden.

      Es steht für uns fest, warum dieses abgelehnt wird. Die Interessenvertreter der gesteinsabbauenden Industrie haben ihre Beziehungen bis in die entscheidenden Kreise hinein und es ist ihr erklärtes Ziel, die Aufnahme von Gebieten, die sich für die Rohstoffgewinnung eignen in das Verzeichnis der FFH oder Naturschutzgebiete zu verhindern. Denn stehen sie einmal in diesen Verzeichnissen, dann wird man sie nie wieder für die Rohstoffgewinnung in Anspruch nehmen können. Das wird man aus ihrer Sicht verstehen müssen. Das ist so!

    Das ist sozusagen die Meinung der Lobbyisten, aber letzten Endes weist natürlich das Niedersächsische Umweltministerium diese Gebiete aus. Warum sperrt sich denn da eigentlich der Umweltminister?

      Also, ich kann nicht in die Gedankengänge des Umweltministers eindringen. Ich kann nur einen Gesichtspunkt hier einbringen, auf den wir wahrscheinlich bei anderer Gelegenheit auch zu sprechen kommen müssten. Der Umweltminister ist ja auch nichts anderes, als ein Vertreter des Landes Niedersachsen. Und am Gesteinsabbau haben nicht nur diejenigen Interesse, die als Unternehmer die gewonnenen Gesteine verkaufen, sondern es verdienen daran auch nicht schlecht diejenigen, denen der Grund und Boden gehört. Das Land Niedersachsen ist im großen Umfang Eigentümer der Flächen, die hier benötigt werden und das Land Niedersachsen verdient auch am Abbau. Ist also im Grunde genommen auch  Partei in diesem Streit.

      Und insofern muss auf Landesebene in einem `In-Sich-Geschäft`  entschieden werden, `was wollen wir schützen, die Umwelt oder wollen wir Einnahmequellen erschließen. Und wer in diesem Streit das größere Gewicht hat und wer den Ausschlag gibt, zu wessen Gunsten hier entschieden wird, das müssen wir abwarten. Wir können es nur beeinflussen durch geduldige Arbeit für unser Ziel!

    Inwieweit fühlen sie sich denn da vom Umweltminister angehört oder inwieweit denken sie werden ihre Interessen auch tatsächlich wahrgenommen?

      Wir können eigentlich die Sachlage nur danach beurteilen, was der Umweltminister tut und der Sachstand ist im Augenblick, dass die Aufnahme dieser Gebiete in den Kreis der FFH-Gebiete abgelehnt worden ist. Aber alle Beteiligten, einschließlich des Landkreises, der sich auch dafür einsetzt, meinen, dass das nicht das endgültige Aus ist, sondern was ein- oder zweimal abgelehnt ist, kann noch drei- bis achtmal wiederholt werden. Wir werden es also immer wieder versuchen. Was ich nicht beurteilen kann, da bin ich nicht kompetent für diese Frage, es ist, wird immer wieder behauptet, Niedersachsen habe zu wenig FFH-Gebiete angemeldet. Ob das der Fall ist, weiß ich nicht.

    Die Aktionsgemeinschaft Weserbergland hat insbesondere im letzten Herbst oder Winter von sich reden gemacht als in Steinbergen der Messingsberg abgerutscht ist. Das ist genau das, wogegen sich die Aktionsgemeinschaft wehrt. Nämlich dagegen, dass Gefahren durch den Gesteinsabbau hervorgerufen werden und sich dann auch tatsächlich in die Tat umsetzen. Herr Dr. Bartels, wie ist das mit diesen natürlichen Gefahren? Der Messingsberg ist ein Beispiel. Gibt es diese Erosionsgefahr auch an anderer Stelle und wenn ja, wie aktuell, wie akut ist sie?

      Ich möchte vielleicht in einer Hinsicht ihre Frage etwas in eine andere Bahn bringen. Es ist ja, was sich am Messingsberg gezeigt hat, keine Erosionsgefahr, es ist eine Abrutschgefahr und dahinter verbirgt sich die wahre Dimension dieser Geschichte.

      Alle Beteiligten, einschließlich der Gesteinsabbauunternehmen waren sich darin einig, dass die Klippenformationen auf dem Kamm des Wesergebirges geschützt und erhalten werden sollen.Das war die Bedingung überhaupt für jeden Gesteinsabbau am Weserkamm. Der Gesteinsabbau ist dann aber in einer Weise betrieben worden, dass das Abrutschen der klippenbildenden Gesteinsschichten vom Kamm nach Norden hin überhaupt nicht zu verhindern war. Das ist der eigentliche Schaden, der dort eingetreten ist.

      Der besonderer Reiz des Wesergebirges besteht darin, dass zum Wesertal hin zahlreiche Klippen sich gebildet haben im Verlaufe der Erdgeschichte, die, wenn man diese Klippen forstlich freilegen würde, was leider nicht geschehen ist, dem Wesertal eine ähnliche Landschaftskulisse verleihen würden, wie wir sie von der fränkischen Schweiz her kennen. Das ist eine Kulisse, die im Grunde genommen hier unersetzbar ist in unserer Landschaft.

      Und diese gesamte Kulisse gerät in Gefahr. Der Kammweg über den Messingsberg war vielleicht der schönste Weg, den wir hier überhaupt in unserer Gegend haben. Das sage ich aus eigener Erfahrung, weil ich ihn oft begangen habe. Aber durch die Art des Abbaus im Norden dieses Kammes, war es einfach unvermeidbar, dass der Kamm abgerutscht ist.

      Es ist also jetzt keine Erosionserscheinung, sondern eine Kammabrutscherscheinung, die, wenn der Abbau fortgesetzt wird, vermutlich auch große Gefahren für Leib und Leben der Steinbrucharbeiter mit sich bringt, sodass sich geradezu anbietet, jetzt den gesamten Kamm abzutragen.

      Und jetzt kommt eine zynische Vermutung von mir: Ich werde den Gedanken nicht los, dass dieses Abrutschen der Gesteinsschichten durchaus mit im Kalkül derjenigen lag, die diese Dinge auch betrieben haben. Ich will auf keinen Fall so weit gehen, dass sie damit gerechnet haben, dass der Kamm so plötzlich abrutschen würde, denn das war die wirklich akute Gefahr. Damit hat vermutlich niemand gerechnet. Dass aber bei der geologischen Situation, nicht nur am Messingsberg, sondern an der Wülpker Egge und an der Westendorfer Egge der Kamm einmal abrutschen würde, das war eigentlich jedem klar, der einen gesunden Menschenverstand besitzt. Mir persönlich sind die Zusammenhänge bereits in meiner Oberstufenzeit vor 50 Jahren in Hannover beigebracht worden. Da sind zwei Schichten übereinander, eine feste Gesteinsschicht liegt über einer Gleitschicht. Und wenn man der oberen Schicht die Basis wegnimmt, dann rutscht sie nach. Das kann jeder in Versuchen auch feststellen. Und das ist in keiner Weise dann mehr zu verhindern und so wird es kommen, wenn man auch die anderen Kämme abbaut.

    Sie sagen das jetzt mit so einer Selbstverständlichkeit, aber es gab ja auch am Messingsberg Experten. Da wurden Messungen durchgeführt. Wieso haben die Experten das nicht im Vorfeld erkannt, dass so etwas passieren würde?

       Ja. Das ist für mich jetzt sehr schwer zu beantworten ohne dass mir vielleicht Vorwürfe gemacht werden. Es scheint so zu sein, dass die Fachleute, die diese Gutachten abgegeben haben, beauftragt worden sind, von denjenigen, die ein bestimmtes Ergebnis haben wollten. Aber das ist natürlich allenfalls eine Vermutung.

      Ich kann nur das sagen, was jetzt Geologen sagen, es sagen Leute, man hätte nicht schlichte Geologen befragen müssen, sondern Ingenieurgeologen, die sich mit Bergstatik auskannten und die wären ohne Schwierigkeiten zu diesem Schluss gekommen. Aber das sage ich jetzt als Interessent, muss ich hier ausdrücklich einflechten. Da steckt vielleicht ein Stück Polemik dahinter.

    Die Gesellschaft, die dort am Messingsberg abbaut, ist ja die NNG, die Norddeutsche Naturstein GmbH. Die hat gerade in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass die Wiederaufnahme des Tagebaubetriebes in den nächsten Tagen, also ich vermute eben, jetzt kurz nach Ostern wird es dort wieder weitergehen. Und da heißt es, der Abbaubetrieb kann in begrenztem Umfang gefahrlos wieder aufgenommen werden. Glauben sie das?

      Also, ob ich es glaube oder nicht, ist eigentlich ohne jede Aussagekraft, denn mir sind die Fakten nicht bekannt, die mir ein Urteil erlauben würden. Wenn, ich habe auch als Mitglied der Aktionsgemeinschaft Weserbergland nichts dagegen, wenn weiter abgebaut wird, falls das im Rahmen der erteilten Abbaugenehmigungen geschieht. Was ich nicht gerne sehen würde ist, dass am Kamm abgebaut wird, in einer Zone, die eigentlich unangetastet bleiben sollte. Die ist zwar jetzt teilweise zerstört, aber, wenn man will, bietet sich jetzt eigentlich im Gegensatz zu früher, ein landschaftlich sehr bewegter Eindruck, der eigentlich so ganz nett aussieht. Und wenn man den Kamm so erhalten könnte, wie er jetzt ist, dann wäre ein reizvolles Landschaftsbild entstanden. Hoffentlich werde ich dafür von meinen Mitstreitern nicht verprügelt für diese Aussage. Aber es sollte erst mal sehr sorgfältig überlegt werden, wie man weiter mit dem Kamm verfährt. Da sollte jedenfalls auf keinen Fall abgebaut werden.

    Na gut, ich glaube, dort wo jetzt das Gestein abgerutscht ist, soll auch nicht abgebaut werden, aber dort zumindest in der Nähe. Aber zweifelsohne entstehen ja durch den Gesteinsabbau große Erschütterungen, die sich ja vermutlich in so einem Steinbruch dann auch ausbreiten. Ein Teil der Bedingungen, dass dort wieder abgebaut werden kann, ist ja so ein Frühwarnsystem zur Überwachung der Bewegungen im Kammbereich. Das ist schon installiert und in Betrieb genommen worden. Es hat ja vorher schon so ein Frühwarnsystem gegeben, wie schätzen sie das ein, bietet das jetzt die notwendige Sicherheit?

      Da kann ich nur wieder mit glauben antworten. Ich glaube nicht, dass es diese Sicherheit bietet.

      Denn der Kamm ist ja vorher auch schon beobachtet worden, auch ich habe ihn vorher beobachtet und habe festgestellt, dass sich schmale Spalten bildeten, aber ich habe auch nicht damit gerechnet, dass eines Tages mit voller Gewalt der Kamm abbrechen würde. Also, ob das Frühwarnsystem imstande ist, einem plötzlichen Abbruch anzuzeigen, dass weiß ich nicht.

    Ganz in der Nähe ist ja auch noch das Steinzeichen Steinbergen, das liegt ja eben an diesem Steinbruch direkt dran und dort ist ja auch noch der Jahrtausendblick. Da geht es auch um die Frage der Standsicherheit. Auch dort heißt es von der NNG keine Gefährdung. Sie haben das so in Blickweite dieses Ganze von ihrem Heimatort aus. Wie schätzen sie die Situation für das Steinzeichen Steinbergen ein?

      Auch das ist schwierig einzuschätzen. Nach meinem Gefühl würde ich sagen, es ist standfest, aber mein Gefühl ist für meine Entscheidung nicht so maßgeblich, dass ich gern dieses Steinzeichen jetzt besteigen würde.

    Wie sieht es denn an den anderen Stellen aus? Gibt es andere Stellen im Wesergebirge die besonders gefährdet sind, wo sie sagen, dort muss man auch aufpassen, dass dort dann nicht der nächste Gesteinsabrutsch passiert?

      Nun, an der Wülpker Egge, außerhalb unseres Landes, hat dieser Gesteinsabrutsch ja bereits stattgefunden und hat zu dem Ergebnis geführt, dass nun dieser schöne Klippenkamm abgeräumt wird. Also, dieser ist jetzt beseitigt und die Wülpker Egge ist damit zu einem Allerweltsberg geworden. Dasselbe Schicksal droht vermutlich dem Messingsberg, das wird eine genauere Untersuchung noch zeigen müssen. Und die Westendorfer Egge ist für den Wanderer auch bereits gesperrt, auch da haben sich Spalten gebildet. Es ist also davon auszugehen, dass auch dieser Kamm nicht gerettet werden kann.

      Und ich wage die Prophezeiung, wenn weitere Kämme durch Steinbrüche beansprucht werden, dann werden auch weitere Abrutschungen erfolgen, denn es hat sich gezeigt, dass das böse Beispiel der Wülpker Egge nicht die geringste Auswirkung für den Messingsberg hat, auch nicht für die Westendorfer Egge. Ich werde sagen, wenn es am Oberberg losgeht, am Möncheberg oder an der Luhdener Klippe. Das sind alles die Berge, die wegen ihrer Rohstoffvorkommen noch in Betracht kommen für einen Abbau, dann werden wir erleben, dass zunächst gesagt wird, wir bauen in einer derartigen Entfernung ab, dass überhaupt nichts passieren kann und dann werden sich eines Tages die Experten die Augen reiben und werden sagen: Ach,  damit haben wir überhaupt nicht gerechnet, dass das hier abrutscht und dann werden wir wieder andere Gründe finden, warum das so gekommen ist.

      Darum kann es aus meiner Sicht nur eine Folgerung geben, am Kamm darf nicht mehr abgebaut werden, weil wir keine verlässlichen Partner haben, die dafür gerade stehen, dass auch wirklich der Kamm stehen bleibt.

    Das nächste Thema in diesem Zusammenhang ist ja mit dem Stichwort Rekultivierung zu nennen, dafür setzt sich die Aktionsgemeinschaft Weserbergland auch ein. Wie weit findet das statt?

      Das ist ein Thema für sich. Die gesteinsabbauende Industrie wendet immer ein, dass durch Rekultivierung Biotope entstehen, die keineswegs an Reiz und an Naturnähe dem nachstehen, was vorher dagewesen ist. Neuerdings hat die Pressesprecherin oder die Herausgeberin eines Blattes dieser Industrie sich sogar dahingehend verstiegen, dass sie gesagt hat, wir machen überhaupt erst mal aus verhältnismäßig öden Landschaften wirkliche Landschaften. Das müsste wohl erst mal genauer hinterfragt werden. Es steht fest, dass viele kleine Steinbrüche, die ich auch kenne, heute ausgesprochen reizvolle, kleine Landschaftsbilder zeigen. Insofern spricht das für die Position der Industrie. Es ist aber noch nicht gelungen, einen einzigen Steinbruch dieser Größe zu präsentieren, der in überzeugender Weise rekultiviert worden ist. Ich behaupte mal schlicht, eine überzeugende Rekultivierung ist bei diesen Steinbrüchen überhaupt nicht möglich, weil, es ist ja auch einleuchtend, eine riesige Fläche entsteht in der der Humusboden fehlt, wo die Steilflanken auch so stark sind, dass sie Humusboden gar nicht halten kann, d.h. also da wächst nichts mehr!

      Und im Übrigen wäre zur Rekultivierung ein ganz wichtiges Wort zu sagen. Es ist verdächtig, wenn man in die Gutachten, landschaftsplanerischen Gutachten hineinsieht, die in jüngster Zeit zu diesen Dingen erstellt worden sind, dann tauchen immer häufiger statt des Begriffs Rekultivierung die Begriffe Renaturierung und Sukzessionsfläche auf. Renaturierung heißt: Wir lassen es mal so liegen wie es ist, dann kommen die Pionierpflanzen und es entwickeln sich ganz entzückende Biotope in denen sich seltene Pflanzen ansiedeln oder ähnliches 

      Und Sukzessionsfläche ist noch schöner, das ist ein Wort, das überzeugt schon, weil es so gut klingt. Das heißt, das soll so bleiben wie es ist. Damit wird nicht einmal mehr unterstellt, dass sich da wieder irgendetwas ansiedelt. Man muss also, wenn man diese landschaftsplanerischen Gutachten liest, erst mal mit der Brille, da mit der Lupe hingehen, wo steht Renaturierung und wo steht Sukzessionsfläche, d.h. eben da gibt man von vornherein die Hoffnung auf, dass daraus noch etwas gemacht werden kann.

      Also, um noch zum Ausgang zurückzukommen: Man zeige mir einen Großsteinbruch dieser Güte, der in überzeugender Weise rekultiviert ist und ich werde sehr viel kompromissbereiter sein für den Aufschluss neuer Steinbrüche.

    In Frage kommen in unserer Region dafür ja die Steinbrüche Rohden und der Riesenberg. Das ist Beides so in der Region Hess. Oldendorf. Was müsste denn oder was könnte dort geschehen dass das wieder eine natürliche Umgebung hergibt?

      Ja. Den Steinbruch Rohdental kenne ich nicht so ganz genau, den kenne ich nur vom Bild. Der Steinbruch Riesenberg ist mir sehr vertraut und wie man das rekultivieren soll, das ist mir schlechterdings unverständlich. Wir haben einen Steinbruch von gigantischen Ausmaßen mit sehr steilen Wänden. Ich kann mir die lediglich vorstellen als Felswände wie sie in den Alpen bestehen. Ob sie aber so haltbar sind wie die alpinen Felswände, das weiß ich nicht.   Und dann bleibt ein leicht gewellter Untergrund in diesen Steinbrüchen und da könnte man vielleicht eine Aufforstung versuchen, aber das müsste mir erst einmal einer vormachen. Ich weiß es nicht, wie es gehen soll.

    Das Frühstückscafe bei radio-aktiv. Heute mit dem Thema Aktionsgemeinschaft Weserbergland und Gesteinsabbau in der Region. Vor kurzem war zu hören, dass der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Volker Müller, auf das Dachtelfeld als Abbaugebiet auf keinen Fall verzichten möchte. Herr Dr. Bartels, wie ist das mit der Ausweisung weiterer Gebiete? Gibt es da konkrete Pläne? Welche Gebiete sagen wir mal gefährdet sind auch für den Gesteinsabbau ausgewiesen zu werden?

      Die Gesteinsabbauende Industrie hat auf jeden Fall zunächst Interesse daran, dass ein weiterer oder mehrere weitere Standorte ausgewiesen werden. Ein Unternehmen hat ein akutes Interesse daran. Das Dachtelfeld hatte den ersten Rang in der Liste der vorgesehenen Abbaugebiete, ist aber etwas aus der Schusslinie geraten, nach dem Ministerpräsident Gabriel im Jahre 2002 erklärt hat, er ziehe es zunächst einmal zurück und wolle die Entscheidung wie weiter zu verfahren sei einem Mediationsverfahren überlassen. Nach dem Regierungswechsel hat auch Ministerpräsident Wulff erklärt im Dachtelfeld oder auf dem Dachtelfeld werde kein Abbau vorgenommen. Diese Formulierung ließ eigentlich den Schluss zu, dass das Dachtelfeld zunächst, Änderungen durch Regierungswechsel vorbehalten oder durch Änderung der Umstände, dass das Dachtelfeld aus der Schusslinie ist, zunächst einmal. Aber es ließ auch den Schluss zu, dass dann irgendein Ersatzstandort gefunden werden musste. Nach meiner Einschätzung, dass sage ich aber ungeschützt und ohne Abstimmung mit meinen Mitstreitern, ist das Dachtelfeld jetzt deshalb wieder gefährdet und wahrscheinlich wird dieses der Hauptgeschäftsführer auch damit gesagt haben, weil sich ergeben hat, dass der Abbau an den Kämmen große Gefahren birgt. Und nachdem die Kämme nun gefährlich geworden sind, weil die Klippenformationen abrutschen, richtet sich der Blick wieder auf das Dachtelfeld, denn da sind flache Gesteinsschichten bei denen diese Gefahr nicht besteht.

    Ministerpräsident Christian Wulff hat gesagt, dass neue Flächen nur dann ausgewiesen werden sollen, wenn der Abbau auf Dauer mit dem Landschaftsschutz vereinbar ist. Beruhigen sie solche Aussagen?

      Nein, die beruhigen mich überhaupt nicht, weil 1. die Aussagen eines Ministerpräsidenten ja nicht den nächsten Ministerpräsidenten binden. So dass er schon an seiner Meinung festhalten kann, aber der nächste sagt dann irgendetwas anderes und 2. ist die Arbeit der Lobby der Industrie so wirkungsvoll, dass ich mir vorstellen kann, dass auch einmal wieder andere Auffassungen da sind.

      Man kann ja auch streiten über die Frage, ob das Landschaftsbild nun beeinträchtigt wird oder nicht. Wir sind der festen Überzeugung, dass es beeinträchtigt wird, aber es kann Leute geben, die so ein stabiles Gemüt haben, dass sie sagen, das beeinträchtigt mich in keiner Weise. Dass sind dann die, die in ihrer Freizeit vor dem Fernseher sitzen und sich vom Privatfernsehen eine heile Welt vorspielen lassen.

    Und wahrscheinlich vertritt die Aktionsgemeinschaft Weserbergland ja auch die Auffassung, dass sich der Abbau auf Dauer mit dem Landschaftsschutz gar nicht vereinbaren lässt oder liege ich da jetzt falsch?

      Da liegen sie völlig richtig, ich glaube, das haben wir auch bei jeder passenden Gelegenheit zum Ausdruck gebracht, ja.

    Wie sieht es denn überhaupt um Hartgestein in Deutschland aus? Das ist ja eigentlich immer so das Argument, was gebracht wird, wir brauchen diese Steinbrüche, der Bedarf ist da.

       Also, ein Bedarf an Hartgestein ist mit Sicherheit vorhanden. Sie werden im Wesentlichen für den Straßenbau, im Beton- und Wasserbau benötigt. Aber im Grunde genommen ist das nicht so besonders hochwertig, sondern das ist alles Schotter und Kies, was da benötigt wird.

      Immerhin, sie werden benötigt und Straßen, die brauchen wir ja auch. Die Frage ist eben, ob wir unsere heimischen Lagerstätten jetzt in dieser Generation in dieser Weise ausbeuten müssen. Ausbeuten müssen bis zur Neige um den anfallenden Bedarf zu decken.

      Wenn ich rein theoretisch jetzt einmal formulieren darf, dann würde ich sagen: wir müssten eigentlich die Ausbeutung beschränken hier, wir müssten dafür sorgen, dass auch die nachfolgenden Generationen noch Gelegenheit haben, im bestimmten Umfang ihren Bedarf zu decken. Wenn wir aber hier so weitermachen dann ist in spätestens zwei Generationen kein Rohstoff mehr da. Schon aus diesem Grunde dürfen wir jetzt nicht in größter Geschwindigkeit diese Rohstoffvorkommen ausbeuten.

      Ich bin deshalb auch der Meinung; dass in viel größerem Umfang als bisher von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden sollte, die Rohstoffe dieser Art aus Lagerstätten zu beziehen, die nicht eine solche Landschaftsschädigung zur Folge haben, aber auch ohne Bedenken, aus dem Ausland diese Rohstoffe zu beziehen, wenn sie von dort etwa gleich preisgünstig angeboten werden.

    Aber würde dann nicht an anderer Stelle auch Natur zerstört, wenn man diese Alternative in Anspruch nehmen würde?

      Das ist eine schwierige Frage. Das ist auch, sagen wir mal ein beliebtes Argument, dass man jedem, bei dem abgebaut werden soll sagt, wenn bei dir nicht, dann bei den anderen und dann wird der andere damit anfangen auf die Barrikaden zu gehen. Aber da wird man, das ist jetzt eine Seite der Medaille, da wird man einmal abwägen müssen, ob man nicht vielleicht da, wo es möglich ist in der Fläche solche Vorkommen abbaut, mit der Folgte, dass dann dort so etwas entsteht wie eine Seenlandschaft aus der man ja auch etwas machen kann, oder ob man ganze Gebirge abbaut, die einer Landschaft ihr Gepräge geben.

      Eine Fläche hat insoweit kein Gepräge. Fläche bleibt Fläche, aber das Gebirge ist landschaftsprägend. Und so ist es hier eben.

      Und wir haben hier den dichtest besiedelten Landkreis in ganz Niedersachsen und dem nimmt man den kompletten Erholungsraum, wenn man diese Gebirge abräumt.

      Also diese Abwägung muss man erst mal treffen können und dann muss eines mal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Die ständig wiederkehrende Rede, wir dürfen unsere Umweltprobleme nicht ins Ausland verlagern, trifft für die Gesteine, die wir aus Skandinavien beziehen, in keiner Weise zu. Dort haben wir vielleicht 5-7% Kulturland und in weiteren 93% unberührter Natur bei der, wenn ein Berg abgeräumt würde, sein Fehlen überhaupt nicht bemerkt würde. Im Übrigen ist es so, dass das, was wir aus Skandinavien beziehen Bergabraum ist, der gewollt ist wegen Verbreiterung von Hafenanlagen oder ähnliche Einrichtungen. Würden wir es nicht nehmen, würde das Gestein ins Meer gekippt.

    Es gibt trotzdem so etwas wie einen Kostenfaktor, wenn man es importiert. Das muss ja auch transportiert werden beispielweise. Da hört man dann die Argumente, das ist natürlich günstiger, anscheinend natürlich günstiger, wenn man es aus der Region nimmt. Was haben sie solchen Argumenten zu entgegnen?

      Da müssen sorgfältige Wirtschaftsüberlegungen angestellt werden. Der Seeweg ist auf jeden Fall ein relativ preisgünstiger Weg. Wir haben einen Experten, das ist unser Freund Reinecke, der könnte ihnen jetzt haargenau Erläuterungen dazu geben. Das kann ich nicht tun, weil mir die Zahlenkolonnen nicht geläufig sind, aber Herr Reinecke ist der Überzeugung, dass weite Bereiche Norddeutschlands sehr viel preisgünstiger von See her beliefert werden könnten als aus unseren Steinbrüchen hier, die ja dann auch entsprechenden Lastwagenverkehr erzeugen.

    Und das dritte Argument, was dann in dem Zusammenhang noch gebracht wird, ist das der Arbeitsplätze. Kann die Aktionsgemeinschaft Weserbergland denn wirklich verantworten, dass dann hier vielleicht zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut würden, wenn man auf Alternativen z.B. aus dem Ausland zurückgreifen würde?

      Es tut mir Leid und auch uns um jeden Arbeitsplatz der nicht mehr da ist.  Aber wir sollten auch nicht übersehen, dass ein Federstrich genügte etwa um in Stadthagen 1000 Arbeitsplätze in einem Werk zu vernichten. Dass die Deutsche Bank eines Federstrichs bedarf Tausende von Arbeitsplätzen zu streichen. Man muss also prüfen, was kann ich noch verantworten, was kann ich nicht verantworten.

      Es sieht so aus, dass in den Steinbrüchen selbst nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Personen tätig ist und das die Arbeit nicht auf jedem Arbeitsplatz eine schöne Arbeit ist. So weit wir wissen sind deshalb auch in Steinbrüchen schon deshalb ausländische Arbeitnehmer beschäftigt, weil es nicht mehr gelingt, Einheimische für diese Tätigkeiten anzuwerben. Wer verdient an diesen Dingen das sind die höherwertigen Angestellten-Vertrieb, Werbung und was alles dazu kommt. Diese Arbeitsplätze sind aber alle nicht in der Region angesiedelt, sondern sie sind wenn es hoch kommt, also, wenn es gut ist in Hannover angesiedelt, aber im Wesentlichen außerhalb unseres Landes. Das hat zur Folge, dass die guten Verdienstmöglichkeiten nicht der Region zugute kommen, sondern anderen Landschaften bei uns und insbesondere trifft das zu für die Gewerbesteuer. Die Gewerbesteuer wird verteilt nach der Lohnsumme. Und die Lohnsumme ist eben entsprechend der Einkommensverteilung der Arbeit in den Steinbrüchen relativ niedrig und in den Verwaltungen relativ hoch und die Verwaltungen sind nicht hier.

    Im vergangenen Jahr im Juni, da gab es ein wichtiges Ereignis das sogenannte Weser-Bergfest. Unter anderem war der Umweltminister der Niedersächsische dabei und es wurde ein Rohstoff-Forum in der Folge ins Leben gerufen, wo noch einmal darüber diskutiert werden sollte, wie es mit dem Gesteinsabbau im Weserbergland weitergehen sollte. Der Umweltminister hat der Aktionsgemeinschaft Weserbergland eine Beteiligung daran zugesagt. In wieweit konnten sie diese Beteiligung schon wahrnehmen?

      Die beteiligten Stellen, zu denen auch die Verbände und Vereine gehören, die sich in der Erhaltung der Umwelt bemühen, haben Gelegenheit bekommen, Stellungnahmen abzugeben zu verschiedenen Punkten und diese Stellungnahme haben wir abgegeben. Das Ministerium hat alle Stellungnahmen, auch die der gesteinsabbauenden Industrie, die ihre Position auch vertreten hat, ausgewertet und hat uns vor einigen Wochen die Ergebnisse mitgeteilt, hat festgestellt, dass es eine Reihe von Positionen gibt, die sich gegenseitig ausschließen und das noch im erheblichen Umfang zusätzlicher Gesprächsbedarf besteht. Sie hat deshalb in einem Gespräch im Ministerium eingeladen. Zudem werden wir einen oder einige Vertreter entsenden, um die angesprochenen Fragen noch näher zu klären. Dazu gehört beispielsweise, das wird aber das Ministerium noch ermitteln, was wird eigentlich produziert, wie viel wird gebraucht und wo gehen diese Mengen hin.

    Dass da unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen das war ja eigentlich beinahe zu erwarten, was erhoffen sie sich jetzt von dem Gespräch im Ministerium?

      Das Ministerium selbst erhofft zunächst offensichtlich nur mehr Klarheit als bisher, um eine Basis für weitere Entscheidungen zu bekommen. Es möchte vermutlich wissen im welchem Umfang wir auf Importe angewiesen sein werden, wenn wir hiesige Produktionsstandorte stilllegen. Und dazu ist eine genaue Zahlenerfassung erforderlich, zu der wir allerdings nicht beitragen können, denn das wissen wir selbst nicht, das können nur die beteiligten Unternehmen sagen. Wir vermuten nur, dass hier gewonnenes Hartgestein in erheblichem Umfang in angrenzende Bundesländer, aber auch ins Ausland exportiert wird und wenn es eine Möglichkeit gäbe, dass zu organisieren, aber ich weiß, dass das schwierig ist, dann würde ich sagen, wir sollten dafür sorgen, dass nur für unseren hiesigen Bedarf die Hartgesteine abgebaut werden.

    Wie gut fühlen sie sich von der Politik im Allgemeinen unterstützt?

      Wir freuen uns darüber, dass, wenn wir zeigen, dass wir eine große Zahl von Mitbewohnern hinter uns haben, dass wir dann Wirkung gezeigt haben bei der Politik.

    Haben sie denn, also, ich stelle mir vor, dass es da auch Konflikte geben könnte zwischen den heimischen Politikern und denen, die eben in Hannover sitzen und hier jetzt vielleicht mit der Region nicht so verbunden sind. Bekommen sie denn mit, dass die heimischen Politiker sich da auch besonders noch mal für die Interessen des Weserberglandes einsetzen auf Niedersachsenebene?

      Also, als die SPD noch die Regierungsverantwortung hatte, sind unsere Interessen hier sehr massiv und wirkungsvoll vertreten worden durch den seinerzeitigen Innenminister Heiner Bartling, der in Steinbergen wohnt und den Steinbruch direkt vor der Nase hat. Der war ein ebenso entschiedener Steinbruchgegner wie wir auch. Und da er Gewicht in der Landesregierung hat, hat er dafür jedenfalls gesorgt, dass das Dachtelfeld nicht ausgewiesen wurde und ein Stopp eintrat in der weiteren Ausweisung von solchen Steinbrüchen.

      Jetzt hat sich die Lage gewandelt, aber eins steht jedenfalls fest, die Abgeordneten unserer Region, die Abgeordneten der CDU stehen auch hinter uns. Es bleibt abzuwarten, wie sie sich in ihrer Partei durchsetzen. Der Bezirksparteitag der CDU des Bezirks Hannover, zu dem wir auch gehören, hat sich jedenfalls auch dagegen gewandt und das ist die  mitgliederstärkste Organisation dieser Partei.

      Wie das letztlich auf Kabinettsebene im Ergebnis wirkt, das müssen wir abwarten, wir können nur hoffen, dass sich unsere Abgeordneten auch durchsetzen. Wir fühlen uns jedenfalls von den Abgeordneten unserer Region bisher gut unterstützt.

    Nun gab es gerade vor kurzem den berühmten Jobgipfel zwischen Bundesregierung und Opposition. Dabei ist auch angesprochen worden, dass ein Konjunkturprogramm Straßenbau im Umfang von 2 Milliarden angeschoben werden soll. Befürchten sie durch so etwas neue Gefahren, was den Gesteinsabbau angeht hier in der Region?

      Auf jeden Fall gibt dies erst einmal wieder neue Argumente für diejenigen die Gesteine abbauen möchten, das ist sicher und das wird dann unsere Teildiskussion über den Bedarf beleben. Aber wenn höherer Bedarf ist, werden wir auch, nun, mehr importieren können, falls es nötig ist. Außerdem müsste auch noch geklärt werden  in welchem Umfang hier Ersatz durch Recycling stattfinden kann, auch da scheint noch Klärungsbedarf zu sein.

    Herr Dr. Bartels, zum Schluss vielleicht noch kurz, welche Aktionen hat die Aktionsgemeinschaft Weserbergland für dieses Jahr geplant?

      Zurzeit haben wir keine besonderen Planungen, wir wollen eigentlich jede Gelegenheit nutzen, um uns im Rohstoffforum einzubringen und in unserem Sinne zu wirken. Wir entscheiden in aller Regel aus der Hand, d.h. also, wenn sich eine Gelegenheit ergibt und wenn es uns nötig erscheint, dann werden wir wieder mit einer Aktion an die Öffentlichkeit treten, welche das sein wird, kann nur der Einzelfall ergeben.

Abmoderation:

    Weitere Informationen findet man übrigens auch im Internet unter www Weserberge de. Dort kann man auch noch mal ganz viel nachlesen und dort findet man sicherlich auch Termine, wenn es weitere Aktionen gibt. Ich darf mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken, Dr. Fritz-Richard Bartels war heute mein Gast im Frühstückscafe`. Schön, dass sie da waren.

      Ich finde es nett, dass sie mir Gelegenheit gegeben haben, unseren Standpunkt zu vertreten.

    Und weiterhin viel Erfolg …

      Danke

     … für ihre Sache

     

            

    Die Aktionsgemeinschaft Weserbergland - Schaumburger Freunde - eine überparteilich organisierte Interessengemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Weserbergkette vor einer vollständigen Zerstörung durch Gesteinsabbau zu bewahren         Über uns

     zur Übersichtskarte: Wesergebirge und Süntel (Berge)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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