Deister- und Weserzeitung in Hameln

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„FFH“ als weiterer Stolperstein für Gesteinsabbau am Dachtelfeld

Weserbergland (crs). Die Hürde soll noch höher hängen: Den Zugriff auf das Dachtelfeld weiter erschweren wollen die Gegner des Gesteinsabbaus durch die Aufnahme des rund 120 Hektar großen Areals in das nach der EU-Richtlinie „Flora Fauna Habitat“ (FFH) geschützte Gebiet „Süntel -Wesergebirge-Deister“. Diesen Appell richten die Aktionsgemeinschaft Weserbergland und die Grünen-Fraktionen über die Kreistage Hameln-Pyrmont und Schaumburg an die Landesregierung.

Im ersten Entwurf der Bezirksregierung für heimische Schutzgebiete nach der 1992 erlassenen EU -Richtlinie war das Dachtelfeld noch als Bestandteil des geschützten FFH-Gebietes aufgeführt. Dann sei das Dachtelfeld jedoch, so die Grünen-Landtagsabgeordnete Ursula Helmhold gestern in einem Pressegespräch, „wie ein Zacken passgenau aus dem FFH-Gebiet herausgeschnitten“ worden. An diesem Punkt knüpfen die Gegner des Gesteinsabbaus an: Sie wollen das Dachtelfeld wieder in den FFH-Schutzbereich integriert sehen – um einen weiteren Stolperstein gegen einen möglichen Abbau zu schaffen. So werde der erforderliche Abwägungsprozess im Rahmen eines Mediationsverfahrens vor einem möglichen Abbau zu Gunsten der Abbaugegner beeinflusst. Die Kriterien für eine Aufnahme in das Schutzgebiet sieht Elke Reineking als Sprecherin der Aktionsgemeinschaft erfüllt – zumal das Dachtelfeld selbst bereits als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist: „Das Gebiet ist erwiesenermaßen als hochwertig eingestuft.“ Und das Land Niedersachsen habe laut einer EU-Feststellung von 2002 ohnehin „erheblichen Nachholbedarf“ bei der Festlegung von FFH-Gebieten, die in ihrer Summe mindestens zehn Prozent der Bodenfläche umfassen sollen.

Der Appell der Abbaugegner richtet sich an die Kreistage der betreffenden Landkreise (zu zwei Dritteln liegt das Dachtelfeld auf Hameln-Pyrmonter Gebiet, zu einem Drittel im Landkreis Schaumburg), eine an die Landesregierung adressierte Forderung zu beschließen, das Dachtelfeld wieder in das FFH-Gebiet aufzunehmen. Gute Chancen sieht Cornelia Laasch für den Antrag, den ihre Grünen-Fraktion in Schaumburgs Kreistag eingebracht hat. Noch vor der Sommerpause soll das Thema im Umweltausschuss beraten werden, im Herbst im Kreistag. Tom Jürgens hingegen, für die Grünen Kreistagsabgeordneter in Hameln-Pyrmont, kritisiert die zögerliche Haltung in seinem Landkreis. Eigentlich sollte der Kreistag in seiner Sitzung am Dienstag den Antrag behandeln, der Kreisausschuss hatte diesen aber zuvor an die Fachausschüsse zurückverwiesen. „Dabei wäre es wichtig gewesen, hier noch vor der Sommerpause ein Zeichen zu setzen“, ärgert sich Jürgens und weist auf den Zeitfaktor hin: Bis Jahresende soll das Land Niedersachsen die Gebiete an die EU nachgemeldet haben. „Und wenn wir dabei die letzten sind, dann können wir nichts mehr erreichen.“ Dewezet, 19.06.2003