Deister- und Weserzeitung  Hameln

     

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    Schröder: „Planungsstopp bei Abbauflächen herbeiführen“

    Weserbergland (gö). „Es muss zu einem sofortigen Planungsstopp bei der Suche nach den geeigneten Flächen für den Gesteinsabbau kommen. Ich bin sowohl gegen das Dachtelfeld als auch den Möncheberg.“ Eindeutige Worte von Thomas Schröder (MdL) von Bündnis 90/Die Grünen gestern Abend beim öffentlichen Fachgespräch auf der Schaumburg.

    Der Kreisverband Hameln-Pyrmont und der Stadtverband Rinteln von Bündnis 90/Die Grünen hatten dazu Mandatsvertreter aus den betroffenen Gemeinden, Vertreter von Umweltverbänden und die interessierte Öffentlichkeit geladen. Unter dem Motto „Nicht im Dachtelfeld- und auch nicht am Möncheberg“ fand das öffentliche Fachgespräch zum Schutz von Wesergebirge und Süntel vor weiterem Gesteinsabbau statt, an dem neben den Gastgebern auch Elke Reineking, Sprecherin der Initiative „Schaumburger Freunde für den Erhalt des Wesergebirges“ und Bernd Mros vom Arbeitskreis Bodenabbau des Landesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz teilgenommen hatten. Schröders Botschaft bestand eindeutig darin, dass Bündnis 90/Die Grünen hier nicht nach dem Florians-Prinzip vorgehen wollen. Es sei die falsche Position, den Abbau vom Dachtelfeld fernzuhalten und das Problem den Schaumburgern mit dem Möncheberg anzulasten. Es müsse aufhören mit dem Hin- und Hergeschiebe. „Wir müssen das Problem auf anderem Wege angehen, denn es betrifft die gesamte Region. Ich bin lang hingeschlagen, als ich davon hörte, dass die SPD Bad Münder ihre eigenen Genossen aus Schaumburg für die Dachtelfeld-Belange gewinnen wollte. Es ist insgesamt ein regionales Problem, denn sieben der zehn im Entwurf des neuen Landesraumordnungs-Programm (LROP) aufgeführten Abbaugebiete liegen in den Landkreisen Hameln-Pyrmont und Schaumburg“, betonte Schröder. Hierbei handele es sich um Kalksteinschotter mittlerer Qualität, während die drei im Landkreis Osterode festgeschriebenen möglichen Abbaugebiete von der Grauwache dominiert werden, einem Ton-Sandstein-Gemisch.

    Aus der Sicht des Grünen-Landtagsabgeordneten verträgt der Bereich „Süntel - Weserberge“ keinen weiteren Abbau, da die Region stark genug belastet sei. „Wir müssen einen sofortigen Planungsstopp bei den Abbauflächen herbeiführen.“ Schröder schlägt vor, sich der Bedarfsseite für Kalksteinabbau zuzuwenden. So hätten die Landesministerien und die Steinwirtschaft ihre Vorgehensweise an dem Bedarf aus den Jahren 1998 und 1999 ausgerichtet. Hier seien die Restlaufzeiten der Steinbrüche von den Ministerien kürzer gefasst worden als von den Steinbruchbetrieben. „In der Zukunft werden die Mengen längst nicht mehr so benötigt wie in der Vergangenheit“, äußerte Schröder. Ein Beispiel: Die genehmigte Erweiterung im Hamelspringer Steinbruch ist auf 15 Jahre ausgelegt, Schröder dagegen hat von einem Zeitraum bis zu 25 Jahren erfahren. Der Landtagsabgeordnete stellte auch heraus, dass das Bauschutt-Recycling in den nächsten Jahrzehnten an größeren Marktanteilen gewinnen wird und das gewonnene Material für Straßen mittleren Leistungsanspruchs Verwendung finden wird. Unter dem Blickwinkel der demographischen Entwicklung im Zeitraum 2030 bis 2050 wird ein Bevölkerungsrückgang prognostiziert, ein weit geringerer Bedarf an Straßen herausgestellt und auf vermehrte, preisgünstige Importe verwiesen. Zu den zeitlichen Vorgaben des zu beratenden Landesraumordnungs-Programms stellte Schröder fest, dass die Änderung, Teil 2, im Frühjahr auf den Weg gebracht werde. „Es ist davon auszugehen, dass die Staatskanzlei an ihrer Einstellung festhalten wird, so dass bei der Beratung im Landtag die Politik am Zuge ist. Wenn der Vorrang für das Dachtelfeld erst einmal festgeschrieben ist, ist es Sache der Politik, ob man es tut oder nicht.“ Und die Vorgehensweise von Bündnis 90/Die Grünen? Schröder sprach von der Einleitung eines öffentlichen Mediationsverfahrens. Sein Vorschlag zielt auf die Versteigerung der Abbau-Lizenzen. „Warum sollen für eine Branche auf Jahrzehnte die Verdienstmöglichkeiten festgeschrieben werden?“ Und für die Betroffenen in den jeweiligen Gemeinden vor Ort: „Diejenigen, die gegen das Dachtelfeld  und den Möncheberg sind, für die werden wir, Bündnis 90/Die Grünen, kräftig nachlegen.“

    © Neue Deister-Zeitung, 09.02.2002