Stellungnahme zu - IHK Hannover will massive Ausweitung des Gesteinsabbaus

 

Nach Kenntnisnahme des oben genannten Presseartikels führte Herr Reinecke ein Telefongespräch mit dem zuständigen Mitarbeiter der IHK-Hannover Herrn Gerhard Hoppe. In der an ihn am 2.07.03 gesandten E-Mail nimmt er Bezug auf die mit ihm ausgetauschten Argumente hinsichtlich des Gesteinsabbaus in Wesergebirge und Süntel. Eine Stellungnahme hat er leider bisher noch nicht erhalten.

Herr Reinecke fragt sich nun,
ist es rechtens, dass die Industrie- und Handelskammer Hannover, die sich ausdrücklich in Ihrer Satzung um die Interessen des sog. Mittelstandes zu bemühen hat, den Steigbügelhalter für Großunternehmen spielt? Wohlgemerkt, wohl wissend, dass die Tourismusindustrie (Mittelstand, arbeitsplatzintensiv!) in den betroffenen Regionen unter den Abbauvorhaben erheblich zu leiden hat?

Muss ich das als zahlendes "Zwangs-Mitglied " der IHK  akzeptieren- oder der Restaurantbesitzer, der Hoteleigentümer, der Unternehmer im Einzelhandel, in der Freizeitbranche, der Dienstleister im Gefolge dieser Sektoren?
Von einer "Standesvertretung" erwarte ich wesentlich differenziertere Stellungnahmen, die in diesem speziellen Fall den Entscheidungsträgern und Mitgliedsunternehmen gerne unabhängige Informationen an die Hand gibt.

Eine Festlegung in die eine oder andere Richtung erscheint hier allerdings absolut fehl am Platz.

Anhang:
E-Mail vom 02.07.2003 an Herrn Hoppe von der IHK Hannover:

Sehr geehrter Herr Hoppe,

hiermit möchte ich mich noch einmal für den Austausch an Argumenten hinsichtlich des Gesteinsabbaus bedanken. (Telefonat vom 01.07.03) Ihre Position kann ich aus Ihrer Funktion und aus Ihrer naturwissenschaftl.Ausbildung heraus verstehen.

Sie sorgen sich um die Versorgung der Bauindustrie mit Rohstoffen.

Stellen Sie sich vor, wir hätten hier weit und breit keine Rohstoffe. Was würden wir tun? Vermutlich importieren oder stärker recyceln. (z.B. Herabsetzung der Anforderung an zu verbauendes Material) Gehen wir davon aus, dass beide Formen des Ersatzes einen höheren Preis haben als die derzeitigen Produkte auf dem Markt.
Was würde passieren? Die großen Nachfrager sind in unserem Fall Straßenbau- behörden, d.h. der Steuerzahler.  Die Behörden müssen diesen höheren Preis wohl oder übel akzeptieren. In diesem neuen Preis sind allerdings sämtliche
externe Kosten enthalten, die sich im bestehenden Marktpreis nicht wiederspiegeln.

Denn der Steuerzahler hat mittel- und langfristig die bestehenden externen Kosten (Neue Verkehrswege, Arbeitsplatzwegfall in der Tourismusindustrie, übermäßige Transport-Emissionen, Wiederherstellung des Landschaftsbildes) zu bezahlen. Auf den Punkt gebracht: Wir leisten uns durch den Steuerzahler subventionierte Preise. (Im Osten würde man noch den Trabbi bauen, wäre die Produktion durch Marktabschottung und Subvention für ein Unternehmen rentabel) Die Argumentation -Autarkie für diesen Part der Rohstoffversorgung- halte ich für sehr schwach. Wir reden hier nicht von Energieabhängigkeit, sondern von Gestein, dessen
Produktion im Inland jederzeit hochgefahren werden kann.

Sie sorgen sich um die Existenz Ihrer Mitgliedsunternehmen?

Wie wir beide im Telefonat herausgearbeitet haben, tendiert der Anbietermarkt derzeit zur sog. Oligopol-Struktur. (Vergleichbar mit den Anbietern von Treibstoffen)

Die IHK hat allerdings die Aufgabe schwerpunktmäßig den sog. Mittelstand zu fördern. Teilnehmer eines oligopolistischen Marktes haben mit dem Mittelstand nichts zu  tun. Im Gegenteil, sie sind Ausgeburt eines Marktes, den der Mittelstand verloren hat.

Innovative, neue Unternehmen, haben keine Chance daran teilzunehmen.
Grund:    - Versteckte Handelshemmnisse in Form von DIN-Normen
              - Kapitalintensive Produktion
              - bestehende, stille Absprachen
Wenn Sie etwas für den Mittelstand erreichen wollen, brechen Sie diesen Markt auf, indem Sie Transparenz schaffen, d.h. Öffentlichkeitsarbeit im Sinne Ihrer Mittelständler leisten. 

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk Reinecke

Dirk Reinecke
-Dipl.-Volkswirt-
Sprecher AK Bad Münder in der Aktionsgemeinschaft Weserbergland
Angerstr. 27 a
31848 Bad Münder                                                                            

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