Keine Schlichtung des Konflikts in Sicht
Negatives Fazit vom Rohstoff-Forum Niedersachsen zum
Gesteinsabbau im Weserbergland
Hameln-Pyrmont (ul). Wie der Leiter des Dezernats, Planen, Bauen, Umwelt, Reinhard Müller, mitteilte, ist das “Rohstoff-Forum
Niedersachsen” gescheitert. Es gibt zwar einen Abschlussbericht, aber darin sind nur die verschiedenen Interessengegensätze der Vertreter von Politik, Landkreis und Verbänden aufgeführt, wie er
jetzt im Ausschuss für Umwelt und Erneuerbare Energien des Landkreises Hameln-Pyrmont sagte. Um verbesserte Grundlagen für künftige landespolitische Beschlüsse zur Rohstoffsicherung für
Hartgesteine zu gewinnen, hatte die Landesregierung 2004 dieses Rohstoff-Forum Niedersachsen eingerichtet. Den Abschlussbericht nahmen die Ausschussmitglieder von CDU und FDP ebenso wie von SPD,
Grünen und Unabhängigen nur kopfschüttelnd und wie sie übereinstimmend betonten, ablehnend zur Kenntnis.
Stein des Anstoßes zur Gründung des Rohstoff-Forums Niedersachsen war die vom Land geplante Erweiterung des Abbaugebietes
am nördlichen Dachtelfeld. Ihr Fazit nach drei Jahren: Eine Schlichtung des Konflikts ist nicht möglich.
Sie wollten aber wissen, wie es nun mit dem Gesteinsabbau in den drei bestehenden Abbaugebieten, neben dem Dachtelfeld, am Ith
und am Steinbruch Großenberg-Dallensen, weiter geht.”Die Optionen zum Abbau sind seitens des Landes offen gehalten worden, diese Gebiete sind weiterhin als Abbaugebiete im
Landesraumordnungsverfahren geschützt”, teilte Müller mit.
Enttäuscht zeigte sich der Bad Pyrmonter Alwin Steinmeyer (CDU), dass die Forderung der Ausweitung des Dachtelfeldes als
Flora-Fauna-Habitat nicht umgesetzt worden sei. In Großenberg entwickele sich seit der Insolvenz von Bau Meier ein Biotop auf dem Abbaugebiet Delligsen, teilte Steinmeyer mit. Helmut Schmiedekind
(Grüne) wollte wissen, wie der Gesteinsabbau am Ith künftig geplant sei.
Je nach wirtschaftlichen Bedarf werde der Abbau in den drei Gebieten betrieben und immer wieder unterbrochen, erklärte Müller.
Erst wenn die Abschnitte 1 und 2 rekultiviert seien, werde Abschnitt 3 rekultiviert. Auch in Großenberg bleibe der Abbau in Betrieb. Ebenso in Hessisch Oldendorf Langenfeld und Hamelspringe. Die
Norddeutsche Natursteinindustrie werde in allen drei Abbaugebieten künftig mit einer mobilen Brechanlage arbeiten. Damit die Abbaugenehmigungen nicht erlischen, werde alle drei Jahre mal wieder
abgebaut. Am Ith verlagere sich die Genehmigung zum Abbau in die Tiefe. Ein Restbruch einiger Bergnasen werde auch noch zwischen Harderode und Lauenstein vorgenommen. Das Gebiet sei aber dann
ausgebeutet.
Nördlich des Dachtelfelds plante das Land seit Jahren neue Flächen für den Gesteinsabbau auszuweisen. Die Landkreise
Hameln-Pyrmont und Schaumburg hatten ihre Bedenken dagegen vorgetragen. Nach massiven Protest einer Bürgerinitiative zum Schutz des Wesergebirges vor weiterem Gesteinsabbau verzichtete das Land
2002 vorläufig auf die Festsetzung eines neuen Abbaugebietes. Das Rohstoff-Forum sollte den verschiedenen Interessengruppen Gelegenheit geben, ihre Position zur künftigen Versorgung der
heimischen Volkswirtschaft mit Hartgestein darzustellen.
Im Fazit heißt es: “Eine umfassende Schlichtung des Konflikts um Rohstoffabbau, der sich in den vergangenen Jahren insbesondere
im Weserbergland aufgebaut hatte, ist mit dem methodischen Ansatz des Rohstoff-Forums Niedersachsen nicht möglich gewesen. Es ist daher damit zu rechnen, dass auch zukünftige Entscheidungen über
die raumordnerische Sicherung von Lagerstätten ebenso wie Verfahren zur Genehmigung von einzelnen Abbauvorhaben örtlich auf Ablehnung treffen können.
Die öffentliche Hand habe als Bauträger zwar ein Interesse an einer bedarfsgerechten und kostengünstigen Verfügbarkeit der
Baustoffe, durch den Konzentrationsprozeß in der Steinbruchindustrie sei aber der Fortbestand größerer Unternehmen im immer geringeren Maße von einzelnen Standorten in Niedersachsen abhängig,
heißt es in dem Abschlussbericht. So seien überregional tätige Unternehmen tendenziell eher in der Lage, den niedersächsischen Markt aus Abbaustätten außerhalb der Landesgrenzen zu beliefern. Um
wegen der gestiegenen Kosten für Transport und Energieaufwand am Prinzip der Gewinnung von Rohstoffen nahe am Verbrauchsort festzuhalten, sei es erforderlich auch innerhalb Niedersachsens
Abbaumöglichkeiten für die Hartgesteingewinnnung offen zu halten.
Keinen Rückgang der Gästezahlen verzeichnet der Weserbergland Tourismus e.V. durch den Abbau. Bei guter Planung, Managmnet und
Verwaltung ließen sich Konflikte vermeiden. Eine Folgenutzung an Kiesseen oder in stillgelegten Steinbrüchen als Klettergärten setze die Bereitschaft voraus, diese Optionen für die Entwicklung im
Weserbergland aktiv aufzugreifen und in Leitbilder und Konzepte für die Region einzubinden.
Aus Sicht des Naturschutzes hat zwar der Erhalt vorhandener Biotope Vorrang vor dem Versuch einer Neuanlage von Biotopen nach
Abbaueende. Das von der Aktionsgemeinschaft Weserbergland kritisierte Fehlen von Beispielen gelungener Rekultivierung beruhe darauf, dass Betriebe noch andauernd oder nur sporadisch produzierten
und die Genehmigung von Restlaufzeiten ausnutzen, so dass noch keine Rekultivierung vorgenommen werde. Es gebe auch fortgeltende Altgenehmigungen, die keine Rekultivierung vertraglich
beeinhalten. Außerdem sei die Rekultivierung von Großsteinbrüchen des Weserberglandes, die von Wäldern umschlossen sind, schwieriger, als kleine Abbaustätten, die in Kontakt zur Offenlandschaft
stehen. Dewezet, 26.02.2007